Yuzu Limonade, unten kleine Stückchen drin, süßer Sirup, aufgegossen auf Eis mit Soda.
Lemon Sour: Shochu, ein japanisches alkoholisches Getränk, dem Gin nicht unähnlich, auf Eis mit Zitronensaft und Soda. Herrlich
Kleine Spießchen vom Grill, chicken, beef, Schweinebauch, deftiges Fleisch, kein Paradies für Vegetarier. Für mich schon.
Der Junge in der Tram in Hiroshima, vielleicht elf, Schuluniform, knielange Hosen. Die Schiebermütze keck ins Gesicht geschoben, darunter das dichte lange Manga-Haar. Wie Haar nur so fallen kann, in diesen schwarz-glänzenden spitz zulaufenden Zacken! Ich meine den Wind zu sehen, der im Anime immer weht, um diese Frisuren, diese Figuren lebendig wirken zu lassen, den Glanz zu betonen, der in blauen Streifen auf den schwarzen Farbflächen liegt. Er merkt, dass ich mich für ihn interessiere, guckt abwesend-überheblich, Model Blick. Ich drücke ab.
Gyoza, Gyoza, Gyoza. Google Translate: Knödel Knödel Knödel
Oktopus-Bällchen im Yoyogi-Park. Calpico dazu.
Im Zen Garten des Silver Pavillon in Kyoto gehen wir artig mit allen anderen die Wege ab. Vor uns ein junges japanisches Paar im Kimono: Es ist Sonntag. Er die Sonnenbrille cool von den Ohren aus nach hinten in den Nacken gehängt, sie mit Tussi-Täschchen von Gucci. Ich drücke ab. People from behind.
Der Rausch der Ubahn. Beschallung, freundliche weibliche Stimmen: Stimmen der Information. Es gibt viel zu sagen, Nummern, Strecken, Linien, Richtungen, Stationen. Always at your service, immer auf Nummer sicher. Zurückbleiben. Warten. An der Linie, bis die nächste kommt. Denn die kommt in drei Minuten. Nicht rennen, hechten, drängeln. Durchgehen, weitergehen, aufrücken. Sumimasen. Stimmen der Regulierung auch, was würde Foucault dazu sagen, nicht Barthes. Gleichzeitig: Stille. Es wird nicht gesprochen, gegessen, getrunken, gekichert, gelacht, diskutiert. Jeder schaut in sein Handy (Manga, Baseball), die In Ears drin, die Abstände, auch bei voller und vollster Ubahn, seltsam gewahrt. Wer mit dem Kollegen, der Freundin spricht, tut es leise, verhalten. Einer hört zu, nickt immer. Höflich. Was denkt er sich? Heimlich.
Grapefruitsaft, mit Soda leicht verdünnt. Auf Eis!
Die Abwesenheit von Müll auf den Straßen. Bei gleichzeitiger Abwesenheit von Mülltonnen im öffentlichen Raum. Müll wird in einer Plastiktüte gesammelt, die man in der Handtasche bereit hält. Zuhause dann wird er sorgsam getrennt und entsorgt. Bis 8 Uhr morgens müssen die Tüten neben den Häusern auf dafür vorgesehenen Plätzen abgestellt werden, jede Sorte Müll an einem anderen Tag.
Schirme. Die Läden stellen sie raus, sobald es regnet, stellen sie: Zur Verfügung. Große, durchsichtige Schirme mit festem Griff keine Knirpse, der Wind zu stark? Beim nächsten Laden stellen wir sie einfach wieder ab. Nichts wird nass. Nichts im Laden, nichts in meiner Tasche, ich nicht. Bedürfnisnah, gemeinwohlorientiert, logisch, praktisch. Komfortabel.
Priority Seating in der Ubahn. Nicht: Business class, sondern ausgewiesene Plätze für Alte, Kranke, Schwangere und Menschen mit Kleinkindern.
Die Zugbegleiter. Stolze Diensthabende in Uniform. Ihre weißen Handschuhe, nun doch Barthes: ein Zeichen. Der Dienst an der Sache, der Dienst an der Allgemeinheit. Eine von ihnen geht durch den Waggon im Shinkansen. Die kleine Drehung am Ende, vor der Abteiltür, uns zugewandt nun, die Schiebermütze auf dem Kopf, das Hemd weiß unter dem dunkelblauen Jackett: Eine kurze Verbeugung, vor uns, den Fahrgästen und weiter, ins nächste Abteil. Hab ich das jetzt richtig gesehen? Die beiden Zugbegleiter, Kollegen, die am Bahnsteig auf den Zug warten, um ihre schicht anzutreten. Wie alle geduldig an der Tür warten, bis alle ausgestiegen sind, die aussteigenden Fahrgäste mit ihrer nickenden Verbeugung grüßen. Wir alle sind hier an einer ehrenwerten Sache beteiligt.
Ich stelle mir vor. Es muss Spaß machen, für eine Bahn zu arbeiten, die funktioniert. Auf die Sekunde kommt der Zug, auf ein Mü hält er so, dass Wagen 3 vor den Bahnsteigtüren zu Wagen 3 zum Stehen kommt. Alle Türen auf, die Leute in Reihen nach rechts und links raus, dann perlenschnurt sich die Warteschlange auf dem Gleis von links und rechts in den Waggon rein. Wer nicht mehr rein kommt, wartet, als zarter Kopf der nächsten Schlange.
35 Millionen und ich bin so entspannt.
Der schüchterne junge Sumo-Ringer, der das Mai Tournament gewinnt. Alle seine gestandenen Gegner hat er weggedrückt. Im Fernsehen gibt er ein Interview. Wie funktioniert das bloß, dass diese Haardeckel mit Schlaufe auf ihren Hinterköpfen liegen bleiben. Wie die kleinen Handtücher, die man im Onsen auf dem Kopf balancieren muss und die nicht ins Wasser fallen dürfen.
Die Toiletten! Wie werde ich sie vermissen. Sie sind sauber, kostenlos und überall, auf jedem UBahnhof, im Konbini, im depaato, im Park, beim Schrein, nie hab ich mich blasentechnisch so entspannt und frei gefühlt, nie zuvor untenrum so sauber.
Ein Armaturenbrett neben der Toto (das häufigste Modell, diese Firma muss reich sein, wie Roca in Spanien) stellt zur Verfügung: Vogelgezwitscher gegen Geräusche sowie zwei verschiedene Wasserstrahl-Modi, einen für den Po, eine für „die Dame“. Das Icon für den Po ist meist ein sanft gerundetes W, das auf einer kleinen Wal-Fontäne sitzt. Bei der Frauen-Funktion sehen wir die gleiche Fontäne, mit dünneren, dichteren Strichen als sanfter angekündigt und obendrauf sitzt bzw. steht, um nichts Indiskretes abzubilden, eine ganze Dame. Die Stärke des jeweiligen Strahls lässt sich ebenfalls regulieren. Als ich alles zum ersten Mal ausprobiere staune ich, dass der Frauen-Strahl irgendwie verschämt nicht von vorne kommt und sich von seiner Verteilungsarchitektur her im Grunde genauso anfühlt, wie der Po-Strahl. Man muss sich ein bisschen rein lehnen. Toilettenpapier gibt es auch, das darf ins Klo. Toilettenbürsten gibt es im öffentlichen WC nicht. Spült man zweimal nach Number two ist wirklich alles weg, was sich an Schmierigem noch im Becken befunden hat, wie schafft die Toilette das nur?
Das Beste aber: Die Toilettenbrille ist angewärmt. Auch an diesem Ort also kehrt Ruhe ein und wird eine Freundlichkeit anfallenden Bedürfnissen gegenüber eingenommen, die ich erstaunlich finde. Nie war ich so entspannt auf Klo.
Shibuya Crossing eher eine leicht irritierende Enttäuschung, wo sind die 3D-Werbungen,Japan liegt nicht mehr vorne was den Futurismus angeht, I guess, nicht dass ich je in Singapur oder sowas gewesen wäre.
Doch dann, beim nächsten Mal, zur Abenddämmerung und in anhängenden und weiteren Gegenden entfaltet sich die Atemlosigkeit: Lichter, Masse, Höhe, Dichte. Die Sound-Kulisse ist gewaltig, die Straße rauscht, wird zum Meer. Man kann sich vorstellen, wie man hier auf- und untergehen kann. Meterhohe Bildschirme auf denen Werbung läuft in Bild und Ton, Protagonistinnen, die von oben mit uns sprechen, lachen, Songs deklamieren und immer wieder dieselben Claims in diese Welt aus Hochhäusern schicken, in die Straßen, über die Kreuzungen. Dann wieder winzige Shops, Bars, räudiger hier, ärmer dort, Ueno Station, jedoch immer noch alles irgendwie geordnet, organisiert, aufgeräumt. Üblich.
Automaten. Getränkeautomaten mit Limonaden oder Bier (!) oder Cold Coffee-Dosen. Manchmal einer allein, weit und breit sonst nichts, manchmal zwei nebeneinander, Brüder im Geiste, vor einem konbini. Falls der mal geschlossen hat, hat er aber nie. Automaten im Ramen-Restaurant, um die Bestellung abzugeben, Automaten mit Mikrowellengerichten auf dem Campingplatz, falls das Restaurant nicht geöffnet ist. Automaten, Automaten, der Automat charakteristisch im Straßenbild.
Das Thunfisch Nigiri auf dem Fischmarkt – media fat tuna – ist das klarste, rohste und weichste, das ich je gegessen habe. I swear. Noch.nie war ich einem Thunfisch so nah. Sorry.
Wer sich krank fühlt oder die anderen krank wähnt, trägt Maske. Man sieht sie noch viel. Besonders beim Service Personal.
Die Autos sind kleine Boxautos, sie passen noch in jede Lücke. Ich muss lachen, wenn ich sie sehe. So eins hätte ich auch gerne.