Monat: Januar 2017
Januar 2017 – Nacht, Tag
Es vergeht kaum eine NACHT, in der ich nicht davon träume.
Wiederaufführungen des Immergleichen, des Betrugs, der Kränkung, der Lüge, verpackt in immer neue Varianten. Die am Ende immer in eins münden: eine magenverkrümmende GLEICHGÜLTIGKEIT seitens T., ein achselzuckendes Unverständnis, aus dem heraus er sich abwendet. Anderen zuwendet. Geht.
Und dann gibt es den TAG. An dem alles anders ist. An dem wir uns begegnen, zueinander finden, beieinander sind.
Niemand ist mehr zu trauen. Der Nacht nicht. Nicht dem Tag.
Januar 2017 – Klinik
1 Der OP-Saal, in den ich nach dem Vorbereitungsraum, dem Vor-Vorbereitungsraum und dem Vor-Vor-Vorbereitungsraum, wo andere Namensband-Patienten liegen wie am Fließband, ist nagelneu. Pfleger Ralf, Typ „Ich spiel am Wochenende mit meiner Band rockige Musik in Vereinsheimen“, macht den Job seit dreißig Jahren und sticht trotzdem dreimal daneben als er mir einen Zugang legen soll. Er hat, glaube ich, Angst vor meinen feinen Venen in Kombination mit seinen Riesenpratzen, tut aber, als wär ich schuld. Seine Kollegin macht das besser. Und sagt die richtigen Sachen. z.B. als irgendjemand von den vielen Leuten um mich herum, die noch rasch den OP-Saal umbauen müssen bemerkt, dass ein Kabel fehlt, erklärt sie mir, damit sei nur das Computerkabel vom Laptop gemeint, ich solle mir keine Sorgen machen. Ich bekomme ein Antibiotikum während ich die beiden riesigen OP-Lampen über mir betrachte, die in jedem Kinofilm zur Ausstattung dazugehören würde, in dem eine durch Aliens durchgeführte Operation an einem zu diesem Zweck entführten Humanoiden gezeigt werden soll. Ich bin eigentlich ganz ruhig, aber meine eiskalten, schweißnassen Hände und mein zitternder nackter Körper unterm OP-Kittel Größe XXL, sagen was anderes.
-Ich bekomme ein Antibiotikum. (Die Tiefkühlatmosphäre hier ist keine Einbildung, und nicht nur dem Ambiente und dem niedrigen Angst-Blutdruck geschuldet, sondern ein Temperatur-Faktum, das die Bakterien abschrecken soll, erklärt die Schwester, die alles richtig macht).
-Ich bekomme ein Schmerzmittel.
-Ich bekomme ein Schlafmittel. (Das aufgrund der frühen Uhrzeit, sieben Uhr morgens, nicht nötig gewesen wäre, aber ich bekomme es eh nur theoretisch, denn wie immer bin ich schon beim Schmerzmittel hinüber.)
2 Als ich aufwache habe ich das Gefühl, seit Jahren nicht so tief geschlafen zu haben. Was ich mitgebracht habe, aus diesem tiefen Schlaf, ist T.. Ich liege im Aufwachraum und weine zu meiner eigenen Überraschung.
3 Ich bin hier wegen einer Lappalie drin. Der Frau neben mir haben sie einen (gutartigen) Tumor in Größe eines Schweineschnitzels aus dem Brustkorb operiert. 4 Jahre lang ist sie zum Arzt gegangen, weil sie so schlecht Luft bekommen hat, weil sie sich nicht wohl gefühlt hat, weil sie gemerkt hat, dass irgendwas falsch war. Die sind schon genervt von dir, weil du immer kommst, hat ihr Mann gesagt. Aber wer auf einer Insel in der nord-ostdeutschen Pampa wohnt, der muss mit schlechter Versorgung rechnen.
Sie redet und redet und redet sogar noch, als ich mir die Zeitung direkt vor die Nase halte. Wenn sie telefoniert, stellt sie die Gesprächspartner auf Lautsprecher. Die zweite Frau im Zimmer redet auch gerne, wird aber immer von der ersten Frau dabei unterbrochen und überboten, ein Wettstreit. Nach kürzester Zeit weiß ich alles. Abhauen kann ich nicht, ich bin müde und erschöpft von der Narkose und kann mit dem Bein nicht auftreten. Wieso vergesse ich immer meine Kopfhörer?!
4 Also von Personalmangel merk ich nix. Innerhalb von drei Tagen – Montag Voruntersuchung, Dienstag OP, Mittwoch Entlassung – habe ich mit gefühlt mindestens 50 Personen Kontakt.
Am ersten Tag. Patientenmanagement/Aufnahme (1 Person). Ich bekomme eine Akte, mit der ich ab sofort durchs Haus laufe, verschiedene Stellen abklappere (2 Personen / 1 Person / 1 Person), dort jeweils nach etwas Wartezeit Fragen gestellt bekomme, die in Formulare notiert werden, die in meine dicker werdende Akte kommen.
Die Fragen werden an jeder Stelle, bei der ich vorstellig werde, wiederholt. Zwischendurch bekomme ich Blut abgenommen und leiste sehr viele juristisch und datenschutztechnisch relevanten Unterschriften.
Am nächsten Tag: Aufnahme im OP-Zentrum (1 Person), Vorbereitung und Transport (3 Personen). Warteraum (1 Person). Vorvorbereitungsraum (2 Personen) Hier komm ich auf den OP Tisch und werde festgeschnallt, keine Ahnung warum. Vorbereitungsraum (1 Person). (Wieder die gleichen Fragen, die Antworten auf dem aktuellsten Formular sind jetzt, nach der vielen Durchschleiferei schlussendlich falsch notiert.) OP-Saal (3 bis 5 Personen), Aufwachraum (1 Person). Zimmer, nach OP bis zur Entlassung am nächsten Tag: 10 Personen, Schwestern und Ärzte). Achja, Essenslieferung: 2 Personen.
5 Das Krankenhaus ist eine große, logistische Supermaschine, durchevaluiert und hyperrationlisiert bis ins kleinste Detail. Da geht natürlich dauernd was schief. Das Essen z.B. kommt viel später, weil die Maschine, die es aufwärmt, nicht funktioniert und erst ersetzt werden muss. Und dann der menschliche Faktor. die eine Schwester teilt die falschen Tabletten aus. Die andere ist schlecht beim Verbandswechsel, aber sehr aufmerksam was Hygiene und Bequemlichkeit angeht. Die Visite als Inszenierung hat nichts von ihrer Lächerlichkeit eingebüßt. Die Hierarchien zwischen den Ärzten, zwischen den Schwestern und Ärzten, zwischen den Schwestern und Schwestern, quellen durch jede performative Pore. Alles in allem mal wieder ein hochinteressantes Abenteuer. Ich beneide und bewundere jeden, der dort arbeitet. Was würde ich drum geben, wenn ich so einen normalen crazy Job hätte.
6 Zuhause kocht T. mir Hühnersuppe. Ich verschlafe den halben Tag.
Januar 2017 – refugee
Manchmal helfe ich freitags einer jungen Frau aus Afghanistan bei den Hausaufgaben. Kürzlich meldet sie sich zum ersten Mal via Whatsapp bei mir, sie hat ein neues Handy mit dem das geht. Ich betrachte ihr Profilbild.
Es ist ein gemaltes Bild. Ein Mädchen in einem weißen Kleid – wir sehen es von hinten- sitzt auf einer dünnen, instabil wirkenden Holzstange. Die Stange liegt über einem Abgrund zwischen zwei Felsen. Das Mädchen sitzt dort oben ein bisschen wie auf einer Schaukel und schaut in den Himmel vor sich, der sich mit seinen Sepiatönen nicht entscheiden kann, ob er gutes oder schlechtes Wetter verspricht. Ein Vogelschwarm auf der linken Seite des Bildes.
Zum ersten Mal wird mir wirklich klar, wie sie sich fühlen muss.
Januar 2017 – M.
Ich telefoniere mit M. Sie ist sehr aufgebracht. Ein Mann ist gekommen und hat etwas weggenommen. Dabei war das sehr schön, wunderbar war das, das war alles sehr schön gemacht worden, ja?, – und jetzt hat der alles kaputt gemacht. Sie hat gerade schon mit ihrer Schwester telefoniert. Sie ist richtig sauer.
Ich versuche, zu folgen, die Puzzlestücke ihres Redens zusammen zu fügen, ich nehme an, ein Handwerker war da und hat irgendwas verändert, vielleicht an den Pflanzen, oben Wohnzimmer, aber es gelingt mir nicht.
B., ihr Mann, mein Stiefvater, kommt ans Telefon: Er hat den Christbaum weggeräumt.
Januar 2017 – Testphase
T., ich und das Probe-Abo. Auf den jeweils anderen.
Dezember 2016 – Beschauliches zum Jahresende
Go fuck yourself, 2016.
Dezember 2016 – Breitscheidplatz
1 Ich bekomme es spät mit, und reagiere dann ziemlich abgebrüht: Wir haben alle gewusst, dass es passieren würde. Jetzt ist es da. Es ist nicht angenehm, das zu spüren. Auch alle anderen scheinen mir eher unterkühlt. Kein großes Thema, bei niemand. Liegt es daran, dass es am Breitscheidplatz war und nicht in Neukölln im Ausgehviertel oder im Prenzlauer Berg an der Eberswalder Straße. ist der Breitscheidplatz so fern wie Istanbul. Kann doch nicht sein. Ich bin da, geh da, hätte da aus bestimmten Gründen sein können. Doch Paris ist mir weitaus näher gegangen. Ist es das jetzt? Einfach eine neue Todesursache, mit der man lebt, neben Unfall, Krankheit, jetzt auch der Terroranschlag? Eine Angst, die mich auf belebten Plätzen, in Ubahnen, Shopping Malls, Clubs, Regionalzügen überfällt, von ihnen fernhält. Ein Risiko, das ich eingehen kann oder auch nicht, wie Autofahren, Fahrradfahren, Rauchen, auf eine Leiter klettern? Ich muss an Israel denken. (Ja, ich denke nicht an Afghanistan, an Syrien, typisch.) Für die ist das doch noch alles pipifax. Ändert sich ein Leben, wenn es jederzeit von einer Bombe bedroht ist?
2 Am nächsten Tag sitze ich in der Ubahn und gucke Jungs an, Jungs wie Amri. Nett sehen sie aus. NORMAL. Wie ihn gibts Tausende. Kopfhörer im Ohr, Handygedaddel, manche still, bloß nicht auffallen, ander unangenehm verdruckst, von unten hoch, wieder andere aufgeweckt, laut, frech. Meistens zu zweit oder dritt, manchmal allein. Dann verloren. Ich bin misstrauisch, hab Angst vor ihnen, bin wütend auf sie, versteh sie nicht, bekomme Sozialpädagoginnen-Instinkte. Auch das ist alles unangenehm zu merken. Auch das ist nicht neu.
3 Ein paar Tage später sehe ich ein Foto in der Zeitung. Eine endlos lange Schlange in einem Belgrader Flüchtlingslager: Anstehen für eine Mahlzeit, bei 2 Grad Minus. Auf dem Foto sind nur junge Männer. Ausgebremste, abgehängte junge Männer – die doch das Gefühl haben müssen, im richtigen Alter zu sein, um richtig LOSZULEGEN, die das Gefühl haben müssen, jetzt DRAN zu sein. Deswegen sind sie doch losgezogen! Stattdessen stehen sie in der Kälte um Essen an, und warten aufs nächste Nichts. Können nicht vor, nicht zurück. Stehen in dieser Schlange, und wenn sie vorne angekommen sind, können sie sich gleich hinten wieder einreihen. In irgendeine andere Schlange. Die Welt verschwendet ihre Jugend. Der Kapitalismus frisst seine Kinder. Und von den jungen Frauen war hier noch nicht mal die Rede.
4 Wieder ein paar Tage später. Ich schnappe irgendwo ein paar Zeilen Amris aus einem Video auf: Wir kommen zu euch, um euch zu schlachten, ihr Schweine. Was soll das sein, frage ich mich, was ist das für ein diffuser Schwachsinn? Wenn man schon terrorisiert wird, dann will man doch wenigstens wissen, warum. Diese Jungs wollen ja nicht mal was oder wissen nicht was sie wollen sollen, die können, wenn’s hoch kommt, jemandem Treue schwören, der den Eindruck macht, er wisse es. Da fallen ja nicht mal mehr Stichworte wie ihr Ungläubigen oder Amerika hat uns den Krieg gebracht oder sowas. Ist das überhaupt Terrorismus? Adeln diese Jungs einfach nur ihren Amoklauf mit einer diffusen Religiosität, einem unbestimmten Dagegensein, einem Gegen- das- Klein- sein, dumme Jungs, keine Generation 9/11 mit Abitur mehr, kleine Wichtigtuer, die ihrem beschissenen, gerne schon etwas kleinkriminellem Leben und ihrem bescheuerten Verbrechen, das sie normalerweise an der High School verübt hätten, eine höhere Bedeutung verleihen wollen. „Ihr Schweine“. Vielleicht auch einfach nur die nächste Stufe erreicht, wozu noch systemische Zusammenhänge erläutern, Überzeugungen kundtun, einfach alles Abschaum, Tiere, Ungeziefer, allgemeiner Vernichtungswille. Die Sache mit den Jungfrauen scheint jedenfalls auch nicht mehr zu ziehen, falls das nicht sowieso schon immer westliche Propaganda war, damit sind die nicht mehr zu locken, die Selbsttötung scheint aus der Mode. Da macht der heilige Krieger lieber mit seiner coolen Knarre die Biege bis nach Italien und lässt sich dort von Rechts wegen erschießen. So dass ich mich dann an Weihnachten freuen soll, dass einer tot ist. So weit kommt’s noch.
Dezember 2016 – Ausschlag
Im Gesicht.
Die Hautärztin sagt stolz und saftig ein Wort. Sie hat Spaß an ihren schnellen Diagnosen, ihren Hiobsbotschaften aus dem Reich des Alters, des Ekels und des Verfalls.
Ich krieg Creme, die nix nützt, weil das Ganze hat ja wie immer heutzutage beim Arzt auch eine PSYCHISCHE KOMPONENTE.
Psychisch heißt: Selber schuld.
Denn: Was ist es, was da ausschlägt? Hm? Das müssen sie sich schon fragen. Nicht genug entspannt? Zu unglücklich gewesen, zu drepressiv? Das müssen sie in den Griff kriegen. Nicht genug geliebt worden? Machen Sie sich davon unabhängig. Nicht die richtige work-life-balance hingekriegt, da brauchen sie sich nicht wundern. Dafür kann ich ihnen kein Rezept geben, da müssen sie selbst aktiv werden.
Dezember 2016 – Lila Koffer
Manchmal denkt man ja, man will gar nicht leben. Bis man dann in den Schönhauser Allee Arkaden steht und nach einem Buch sucht, das man verschenken kann, und dreimal im Abstand von fünf Minuten eine Durchsage hört, dass der Besitzer des lilafarbenen Koffers, der vor dem Netto steht, sich umgehend bei der Konzertkasse melden soll, man kurz einen kleinen Joke mit der Verkäuferin darüber macht, die einem nett auf die Sprünge geholfen hat, bei der Buchsuche, dann an die Kasse schlendert, endlich, nach drei Tagen blöd rumüberlegen! (Kindergeburtstag), ein Buch in der Hand, um dann eine Durchsage zu hören, die da lautet:
Aufgrund einer Betriebsstörung wird das Shopping Center geschlossen, begeben Sie sich bitte sofort zum Ausgang, es besteht kein Grund zur Beunruhigung, ich wiederhole: Es besteht kein Grund zur Beunruhigung.
Die Kassiererin vor mir lässt umgehend alles stehen und liegen, die eine sagt zur anderen: Nenn mich Kassandra,(hat sie‘s heute Morgen schon geahnt, dass der Tag böse enden wird, oder erst gerade, als die erste Koffer-Meldung kam), alle streben gen Ausgang, auch ich gehe los, lege das Buch irgendwohin, auf andere Bücher, verlasse wie alle den Laden, wie viel Leute hier plötzlich sind!, gehe die Rolltreppe runter, und denke, in einer Hitzewelle aus Angst, die mir plötzlich durch den Körper fährt, Ich will nicht sterben. Ich will raus hier, ich will nicht in die Luft fliegen, von Splittern übersät in meiner eigenen Blutlache gefunden werden, abgetrennte Gliedmaßen und schreiende Menschen das letzte was sich auf meiner Retina abbildet, ich fixiere von der Rolltreppe aus den Ausgang, da will ich hin, ich bemühe mich, nicht schneller zu werden, zu rennen, Auslöser einer allgemeinen Panik zu werden, höre schon die Polizeisirenen, erreiche den Ausgang, bin draußen!, noch mehr Sirenen, überquere die Straße, bringe Strecke zwischen mich und die lila Bombe, das in die Luft fliegende Einkaufszentrum, die Sirenen werden mehr und entfernen sich gleichzeitig, weil ich mich entferne, während ein Wagen sich nähert, das weiß ich, in dem ein Entschärfungskommando sitzt, drei Männer, denke ich, in Spezialkleidung, die da jetzt reingehen und irgendwas machen, von dem ich keine Ahnung habe, um rauszufinden, ob in dem lila Koffer nun was drin ist, was morgen in der Zeitung steht oder nicht, während ich, schon wieder zurück in meinem Alltag, denke: Scheiße, jetzt hab ich immer noch kein Buch.
Aber für einen Moment, für einen kurzen, wollte ich leben. Ich wollte ein Buch kaufen, durch die Straßen nach Hause schlendern, vielleicht noch irgendwo einen Kaffee trinken.
Das mach ich dann auch.
Dezember 2016 – Untergrundbahn
Morgens halb acht in Berlin. Ich betrete die Ubahn, da ist schon einer so richtig wach. Ein junger Voll-Assi, wie soll man‘s anders sagen, schreit los, macht eine Frau an, die durch den Gang an ihm vorbeiläuft, vielleicht Ende zwanzig, Kopfhörer im Ohr: du Ausländerfotze, hau ab!, geh nach Hause! Die Frau rupft sich die Kopfhörer aus dem Ohr, dreht sich zu ihm, ein deutsch-türkischer Shitstorm geht auf ihn runter: Las misch in Ruhe, du Bastardsohn, schreit sie, (ich bin überrascht, heißt das nicht Hurensohn), Ich bin Deutscher, du Schlampe, schreit er, so brüllen sie, der Sound der Ubahn, ganz reizend, auf leeren Morgenmagen, ich sage Ey!!, bleibe natürlich ungehört, genervt, hilflos wie alle anderen, die wir der Situation ausgesetzt sind, nicht wissen, wird er gleich handgreiflich, wann muss man ihn stoppen, wann die Bullen rufen, oder ist eh alles egal und wir erklären auch diesen Zwischenfall zum ignorierfähigen Normalzustand dieser Großstadt.
Ein Mann mischt sich ein, klein und dick, schon etwas älter, geht auf den Typ zu, redet auf Polnisch beruhigend auf ihn ein, die Hand beschwichtigend auf und ab bewegend, da antwortet der Typ ihm plötzlich auf Polnisch! Sie reden miteinander, der Mann setzt sich ihm gegenüber, kultura, kultura, sagt er immer wieder appellierend, kultura. Ich bin irgendwie gerührt. Ja,ja lass mich in Ruhe, sagt der Assi, jetzt wieder auf Deutsch. Ich bin Deutscher, ich hab Kultur!
Mann, mann, Leute. Diese ganzen verwirrten Volltrottel in deren Hirne sich die Dinge überlagern, angesichts der Weltlage, (ich kenn mich ja auch nicht mehr aus), und die sich dann ermuntert fühlen, das in selbstgerechten Zorn gegen andere umzumünzen und sich aufzuplustern und nächstes Jahr die AfD zu wählen.
Die Berliner Ubahn war schon immer eine der härtesten, aber kommt‘s mir nur so vor oder wird dieses öffentlich- rechtliche Verkehrsmittel in den letzten Jahren zur unterirdischen Zentral-Versammlung für die Armen, Verrückten und Touristen dieser Stadt? So wie in L.A. der Bus? Wer jedenfalls wissen will, was los ist, der sollte runter vom Kuschel-Rad und rein in die Ubahn.