Februar 2018 – Quote

Eine befreundete Regisseurin bekommt zur Berlinale eine Einladung zu einem Kennenlern-Speeddating mit Redakteurinnen des Öffentlich-Rechtlichen Fernsehens. Aufgrund der frisch eingeführten Frauenquote sind dort alle in Aufruhr: Sie kennen ja gar keine Frauen! Woher sollen sie denn jetzt plötzlich die ganzen Frauen nehmen? Die gibts doch gar nicht! Jahrelang haben sie sich nicht für sie interessiert, jetzt sollen sie plötzlich welche beauftragen. Hilfe! Schon organisiert die degeto ein Speed-Dating. Macht sich auf die Suche, macht die Augen auf, guckt rum, fragt rum. Und dann sitzen da plötzlich welche, am Speed-Dating-Kennenlerntisch. Regisseurinnen! Es gibt sie, sie sind echt. Sie haben Ideen, sie kommen von Filmhochschulen und haben hier und da schon mal einen Film gemacht. Der Wahnsinn! Man staunt.

Quotierung ist Quatsch? In die Fresse.

Es gibt Redakteurinnen wie Sand am Meer, aber das hat nichts genutzt. Wer es schafft, in der Männerwelt mitzuspielen, fördert womöglich keine Frauen. Sondern hat das Gefühl: Sollen die doch selber gucken wo sie bleiben, mir hat ja auch keiner was geschenkt. Ich bin endlich da, wo Männer sind, wär ja schräg, wenn da jetzt Frauen wären. Männer hingegen haben ja manchmal das Gefühl, Frau fördern ist was Schönes. Das hat ja auch was Paternalistisches, ist ein Muster, mit dem man leben, sich auch gefallen kann – solange die Frau im Förderstadium ist jedenfalls. Vielleicht wäre auch dort eine Quote angebracht, eine umgekehrte, 50 Prozent Redakteure. Dann kann man die Spiele ja spielen, die Muster haben, aber nach einer Weile wird der ganze Kram mit der strukturellen Genderproblematik obsolet und die Menschen sind einfach nur individuell verschieden, und wer mit wem klar kommt, muss man mal gucken.

Februar 2018 – Jobcoaching

Ich lerne Folgendes:

1

Wer jemandem Blumen vor die Tür stellt, und nicht sagt, dass er Blumen vor die Tür gestellt hat, darf sich nicht wundern, wenn man sich nicht bei ihm bedankt.

2

Transaktionsanalyse. In Kommunikationen sind 3 Ebenen am Werk, die immer mit kommunizieren. 1: Das Eltern-Ich. Eine strenge, aber auch fürsorgliche innere Stimme. 2: Das Erwachsenen-Ich. Das eigentlich kommunizieren sollte, direkt, klar und einfach. 3: Das Kind-Ich. Verspielt, kreativ, trotzig, launisch. 1 und 3 schießen 2 immer in die  Quere. Wenn man das weiß, kann man die drei besser unterscheiden, und gucken, wen man da gerade reden lässt oder reden lassen sollte.

3

Antwortet jemand nicht auf deine Mail, bedeutet es nicht, dass du eine kleine Kröte bist. Es hat erstmal gar nichts mit dir zu tun, sondern bedeutet nur, dass die andere Person Mails nicht beantwortet.

4

Menschen neigen dazu, einander in der Kommunikation zu imitieren. Schiebst du ein Zettelchen beiläufig in Richtung einer anderen Person, und sagst, da hab ich mal was versucht, kannste ja mal draufschauen, wenns grade reinpasst, dann wird die andere Person das Zettelchen genauso behandeln: Sie wird beiläufig auf dein Zettelchen schauen, ihn als Versuch registrieren, wenns grade passt.

 

Februar 2018 – Kämpfen 2

Ich kämpfe.

Um Jobs, um Geld, um Anerkennung.

Um einen Platz im Cafe, um ein Ticket für die Berlinale, um einen Tisch im Restaurant, um einen Drink an der Bar, um den Einlass in einen Club.

Ich kämpfe um Liebe, um Sex, um Zärtlichkeit.

Im Cafe sind alle Plätze besetzt. Im Restaurant hätte man reservieren müssen. Für die Berlinale hätte man früher aufstehen müssen. Für einen Drink an der Bar hätte man besser aussehen müssen. Für Liebe hätte man anders sein müssen. Für die Wohnung hätte man einen Job haben müssen.

Du musst laut sein. Du musst sichtbar sein. Du musst besser sein. Du musst schneller sein. Du musst Geld haben. Du musst gut aussehen. Du musst schon mal was gemacht haben. Du musst andere Sachen gemacht haben. Du musst reserviert haben. Du musst früher aufstehen. Du musst jemanden kennen. Du musst anders sein.

Verlassen oder Bleiben

fragt mich WordPress. Das frag ich mich auch.

Februar 2018 – Kämpfen 1

Wenn du was willst, musst du kämpfen. Es gibt nichts umsonst. Wenn du aufhörst zu kämpfen, dann stirbst du. Ganz leise, still und heimlich. Keiner kriegts mit. Du wirst unsichtbar, ganz langsam löst du dich auf. Du fliegst aus deiner Wohnung, auf die Straße, in die Ubahn, in die Kanalisation und dann saugt das Erdinnere dich auf und es ist, als wärst du nie gewesen, denn du hast ja aufgehört, zu kämpfen. Selber schuld.