Februar 2015 – Ärzte

Der Schmerz muss weg.

Bewegen sie sich so viel wie möglich.

Manche Leute merken gar nichts, da hat man Befunde, die sehen übel aus, aber die Leute haben keine Beschwerden.

Keine OP! Konservativ behandeln.Wenn Sie was anderes wollen, brauchen sie gar nicht mehr zu mir zu kommen.

OP! Sie haben jetzt seit vier Monaten Schmerzen. Worauf wollen sie noch warten? Darauf dass es besser wird?

Ich kann nicht in sie reingucken, sie müssen die Medikamente ausprobieren. Dann sehen wir, was passiert.

Wer hat ihnen das verschrieben?

Der Nerv ist leicht geschädigt.

Sie müssen den Rücken wieder integrieren in ihr Leben.

Sie sollten sich jetzt nicht so viel bewegen wie sonst.

Stellen sie sich auf die Zehen. Stellen sie sich auf die Fersen.

Ich habe sie jetzt wieder eingerenkt.

Legen sie sich mal hin. 90 Grad links. 40 Grad rechts.

Wir machen mal Ultraschall.

Das Bein wird schwächer.

Das, was ich da gerade in der Hand habe, ist ihre Gebärmutter.

Das ist eigentlich nicht das Mittel der Wahl.

Wir haben drei Möglichkeiten: Spritzen, operieren, oder konservativ behandeln.

Wärme ist gut.

Manche vertragen Wärme nicht, wegen der Entzündung.

Sie haben eine Schmerzerkrankung. Da gibt man immer auch Anti-Depressiva.

Wir hätten in vier Wochen einen Termin.

Ende Mai. Ende Juni.

Februar 2015 – Schmerz

Im Flieger nach Spanien denke ich, ich muss kotzen vor Schmerzen.

Im Auto, im Bett, im Stehen, im Liegen, im Sitzen, ich muss kotzen vor Schmerzen.

Oder muss ich kotzen vor lauter Schmerzmedikamenten?

Ich hab Angst, ich breche entzwei.

Mein Geist: demütig. Ich dulde, erdulde. Warum? Auf der Suche nach der richtigen Haltung.

Schon wieder bin ich hier, Malaga round the corner, runtergedrückt, auf den Boden mit dir!

Warum mach ich das? Gegen Wände rennen.

Der Flug war gebucht. Es war ein Geschenk für P. Ich dachte, das Meer sehen hilft.

Dumme, dumme Hoffnungsimpulse.

Februar 2015 – Zähne

Immer wenn ich depressiv bin, vernachlässige ich meine Zähne. Wie so ein Obdachloser. Ich putze nicht, abends nicht, morgens kurz, Zahnseide ab und zu, aber im großen und ganzen: Säure, Fäulnis, Faulheit, was bringt’s noch, lassen wir’s gären, über Nacht. Ich bin so müde, so erschöpft, ich muss JETZT ins Bett, ich muss hier liegen bleiben, auf dem Sofa, und schlafen, schlafen, Zähne putzen schaff ich nicht mehr, das schaff ich nicht, schaff jetzt ich einfach nicht mehr.

Dann Blut. Panikattacken, es wird zurückgeputzt, viermal am Tag, nachts träume ich vom Zahnausfall, alle Zähne spucke ich in meine Hand, kleine weiße, sandige Krümel, ich fahre im Traum mit der Zunge über die gummierten Kieferknochen, horror. Ich will zur Zahnreinigung, aber die kostet zu viel Geld. Der ewige Kreislauf.

Als ich sie mir dann leiste, bin ich so erleichtert. Genieße das Unangenehme, das Gekratze und Geschabe, den Gestank nach Zahnstein und die ausliefernde Behandlung durch die saubere Schwester im Hygienehandschuh, die mir ihren Busen an die Schulter drückt.

Ein paar Tage wird’s halten.