April 2014 – Mauerpark

Gestern Abend im Mauerpark. Die Sonne geht unter hinter den Wohnhäusern Weddings. Wir sitzen auf der kargen, steilen Wiese zwischen Zigarettenstummeln und Kronkorken, Safety Blick auf potentielle Hundescheiße beim Abstützen der Hand. Neben uns hat sich ein Pärchen Rotwein mitgebracht und irgendwas in Alufolie was wie Pizza aussieht, aber ökiger. Flaschensammler ziehen ihre Kreise. Einer entdeckt ein richtig dickes Nest, ein paar Meter unter uns in einer Bergkuhle. Das ist so saftig, dass es eine frische Tüte wert ist, eine große, gelbe sogar, die mit dem Hund drauf, von netto. Sie ist ordentlich zu einem Quadrat zusammengefaltet, wie zuhause wahrscheinlich auch die Stofftaschentücher und das geschenkte Geschenkpapier. Er schlägt sie auf, mit Knall. Lädt ihn ein, den Fund, Stück für Stück, hebt er das Nest aus. Das ist so zufriedenstellend.

April 2014 – Memoiren

Neulich erzähle ich D., dass ich nach Malaga fahre, zum Schreiben. Was schreibste denn?, fragt er. Meine Memoiren, sage ich. Er: An der Seite eines großen Mannes?

April 2014 – Bierfrage

J. neulich, regt sich auf über eine Bemerkung des Freundes einer Freundin. Kommt in die Küche der WG in der die Freundin wohnt, macht den Kühlschrank auf und sagt: Kein Bier. Typisch Frauen-Haushalt. Dabei, sagt J.,   trinken die doch alle ständig Bier!

Das ergibt natürlich keinen Sinn. Auch wenn der Kühlschrank voller Likörchen wäre, wäre es eine Scheiß-Bemerkung.

Andersrum übrigens ebenfalls denkbar. Nur Bier im Kühlschrank, typisch Männer-Haushalt. Könnte von mir sein. Auch nicht okay. Oder?

 

April 2014 – Karrieretip 1

Neulich in der Bahn. Mal wieder Karrieretipps von Frauen für Frauen: Sprecht die Sprache der Männer, wenn ihr weiterkommen wollt.

Frauen sind einfach so defizitär. Ewig muss man sie coachen.

Damit sie endlich dahin kommen, wo die Männer schon längst sind. In die Welt. Die einzige, wahre, universale, supergeile Männerwelt.

April 2014 – Mad Men 1

Gestern mehrere Folgen Mad Men 5 auf Netflix geguckt. Über die inneren (gender-) Identifikationsbewegungen nachgedacht, die man dabei hat. Man will Don sein, auch als Frau. Jedenfalls will man keine der Frauen sein, die von ihm gefickt werden, obwohl das ein kaputter Held wie er natürlich anrührend macht.

Ansonsten weiß man natürlich, wer für einen gedacht ist: Peggy, Sally. Nehm ich dankbar an. Saug ich auf, mit aller Wut dann wiederum auf Don und die Männermauer gegen die sie anrennen.

Toll gestern die Revolte von Joanie. Sie holt Avon in die Firma. Schafft es, sich an Campbell vorbei, mit dem Typen zu treffen. Hoch gepokert. Joanie schwitzt. Gewinnt dank Peggys kleinem Coup gerade so.

Ich frage mich: hat sich irgendwas verändert? Jungs dealen immer noch am liebsten mit Jungs.

 

 

 

April 2014 – Wählen

Ich fahre in die Müllerstraße, um zu wählen. Am 25.Mai werde ich nämlich nicht da sein. Auf dem Stimmzettel für das Tempelhof-Volksbegehren mache ich – im Gegensatz zu den meisten Menschen, die ich kenne – mein Kreuzchen bei Nein.

Sorry, folks, aber eine Bibliothek und Wohnungen auf einem Teilstück von fetten 300 ha Sahneschnitte mitten in der Stadt – da kann ich nicht Ja sagen.

Europa erledige ich gleich mit.

Danach nehme ich den 247er mit dem ich noch nie gefahren bin, obwohl er fast bei mir an der Haustür vorbeifährt, und überprüfe interessiert den Wedding auf Wohnfühltauglichkeit.

 

 

April 2014 – Neni

Wir waren im Neni essen, mit Blick über den Tiergarten. Ein überraschend grünes Meer, ohne Unterbrechung.

Bikini Berlin, Daniel Brühl auf dem Uniqulo-Plakat, die Monkey Bar. Zoopalast frisch renoviert. Berlin besucht sich selbst und guckt mal, was der Westen so macht und was davon zu halten ist.

Die ganze Familie ist fröhlich abgebildet auf der Speisekarte. Lauter junge, hübsche Menschen zwischen Israel, Libanon und Spanien. erinnert ein bisschen an die Familienaufstellung beim Mädchenitaliener, nur internationaler. Ich bin neidisch, wie immer. Verstehe nicht, wie man lebt.

Ich esse: Rote Beete Karotten Salat mit Sesam und Chili, Süßkartoffel-Chips (yeah!), den Rest hab ich vergessen, aber: alles great und viele kleine Sachen trotzdem satt. So mag ichs.

April 2014 – under water, love

T. lädt mich zum Geburtstag ins Hotel Palace ein, um mir dort tauchen beizubringen. Es ist schwer zu verstehen, aber ich hab das nie gelernt und eine ähnlich unkontrollierbare Angst davor wie vor den meisten anderen selbstverständlichen Dingen.

Ich bekomme eine Taucherbrille und eine Nasenklammer. Zuerst übe ich unter Wasser ausatmen über Wasser einatmen. Man sollte meinen, dass das logisch ist, aber nichts dergleichen. Es ist nicht zu fassen, dass ich das nicht kann, als wäre irgendwas evolutionär falsch verbaut. (Insgeheim bestätige ich mir selbst mal wieder die Alien-These). T. lacht sich immer wieder kaputt, weil ich so komisch bin. Nach einer halben Stunde habe ich was kapiert und dann, nochmal eine halbe Stunde später, bin ich das erste Mal unter Wasser. Sehenden Auges (wegen der Brille) und inklusive Ohren. Und halte es aus. Gucke mich um und habe das Gefühl, dass das was Schönes sein kann. Als ich nach oben komme, fange ich an zu weinen. Meine Scheiß-Eltern, sage ich zu T.