Beispiel für einen normalen Vormittag eines Durchschnittsmenschen im Mai 2020:
Ich stehe auf, habe Kopfschmerzen, wie schon seit Tagen, die Bauarbeiter an der Fassade bohren sich bis in meine Zähne, ich weine im Bad, weil ich nicht weiß, was ich machen soll, damit es mir endlich besser geht und creme mir dabei das Gesicht ein. Dann gehe ich aus dem Haus. An der U-Bahn-Haltestelle steht ein Straßenmagazin-Verkäufer und weint verzweifelt, ich ziehe meine Maske auf, drücke mit dem Ellbogen den Türknopf und steige in die U-Bahn. In der U-Bahn und auf meinem Handy laufen die Nachrichten: George Floyd, ein Schwarzer, wurde von einem weißen Polizisten acht Minuten lang mit dem Knie auf seinem Hals auf den Boden gedrückt und ist daraufhin erstickt, überall in den USA gibt es Proteste, I cant breathe, steht auf den Plakaten, das waren seine letzten Worte. CNN-Journalisten wurden bei der Berichterstattung über die Proteste festgenommen, Trump hat die 100.000er Marke bei den Covid-19 -Toten geknackt, er steht vor einer Kirche und hält die Bibel hoch, auch, weil Twitter ihm zum ersten Mal ein Fakten-Check-Badge an eine seiner Nachrichten geklebt hat. SpaceX ist zur ISS gestartet und macht damit endlich den Weg frei zur Kapitalisierung eines anderen Planeten, die Bundesregierung bereitet die Verabschiedung eines Konjunkturpakets vor, es bleibt zu hoffen, dass sie nicht so dumm sind, der Autoindustrie die Abwrackprämie für Benziner und Diesel in den Abgas-Arsch zu blasen, wenn sie das machen, gehe ich drei Wochen lang auf die Straße, ischschwöre. Im Vorbeigehen trinke ich einen Kaffee in einem Café, das gerade wegen Covid nur To Go geht, der so lecker schmeckt, dass ich am liebsten gleich noch einen trinken würde, setze mich damit noch einen Moment auf den Stuhl davor, trage irgendwelche Termine in meinen Kalender ein und schaue auf das morgendliche Treiben der Sonnenallee, ein Typ stellt sich für Kaffee an, der das Glück hat, dass ihm die Maske sehr gut steht, weil sie seine hübschen Augen betont, dann komme ich in meinem neuen Büro-Domizil an, es ist herrlich hier, Licht, Luft, Geräuschkulisse, alles stimmt, ich kann sofort loslegen, ohne mich zu quälen.