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Ausweichen als wär der andere die Pest ist höflich.
Jemandem nicht die Hand geben signalisiert Herzlichkeit und Respekt.
Sich nicht in den Arm nehmen, sondern den anderen auf Abstand halten, ist das neue coole Ding. Nicht die Köpfe zusammen stecken, sondern weit auseinander sitzen ist Rücksichtnahme, nicht eng nebeneinander her, sondern auf Distanz gehen, zeugt von Verantwortung für den anderen.
Dont touch und stay away ist Liebe.
Wie soll das gehen, den Code umschreiben?
Wo der doch zweite Natur ist, die eigene Natur, gegen die man sich nun wenden soll, die man beherrschen, disziplinieren, repressiv behandeln soll, nicht mal sich selbst darf man anfassen, nicht mal mit sich selbst in Kontakt treten, ein rationales Verhältnis muss aufgebaut, ein Abstand eingezogen werden, zwischen sich und dem eigenen Körper, die Hände hochhalten, als wären sie verdächtige Subjekte, die man soeben aus der Gosse gefischt hat und die man erstmal und zuallererst und bevor man irgendwas anderes tut, mit spitzen Fingern zum Waschbecken trägt, wo man sie bearbeitet, wie man schmutzige Gegenstände eben so bearbeitet, um sie danach endlich wieder als HÄNDE in den Körper integrieren zu können.
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Die Maske.
Ist ein Thema für sich. Sie ist die größte Irritation von allen. Die Maske ist kein Code (noch nicht). Die Maske ist ein Schock. Ihr Zeichen ist unklar. Sie ist ein Signal, aber was signalisiert sie? Worauf verweist sie?
Auf eine Bedrohung. Auf eine Bedrohung, die vom Träger ausgeht? Auf eine Bedrohung, die vom anderen ausgeht? Auf eine Bedrohung im Außerhalb, im Allgemeinen, in der Umgebung, also auf die Katastrophe? Was verbirgt der Träger der Maske hinter der Maske? Eine latente Bedrohung oder eine akute? Die Maske verweist auf ein hinter der Maske verborgenes Wissen. Auf Nichtwissen zugleich: Man weiß ja nie (aber besser ist es). Es gibt ein Innerhalb der Maske (Hinter-der-Maske), und ein Außerhalb der Maske (Vor-der-Maske). Die Maske als Barriere.
Schutz. Sicherheit. Erleichterung. Alles diffus, changierend.
Die Maske als Gegenstand im Gesicht, mach mal weg, bitte. Ich sehe dich nicht.
Die Maske ist das leere Regal im Supermarkt, das keinen temporären Mangel mehr bezeichnet, sondern einen tatsächlichen. (das Reale).
Die Maske ist das Kondom der Corona-Gesellschaft. Der Mensch ist ein Tröpfchen-Tier. Kränkung. Aufklärung. Scham und Lust (am Weglassen des Kondoms).
Die Maske als Geste der Höflichkeit. Das wäre Code.
Die De-Maskierung als Geste der Rebellion. Der Individualität. (Zuvor: Die Maske als Geste der Unterdrückung gelesen. Der Obrigkeiteshörigkeit, der Herden-Dummheit). Code.