Juli 2014 – Robbe

Ich muss ne Robbe mieten, in meiner Wohnung steht Müll rum. Und zwar ein Bett aus Holz, Größe 100 mal 200, und eine dazugehörige Matratze. Wie so oft, wenn man was aussortiert hat, kann man nicht fassen, wie lange man die Sache durchgezogen hat.

Ich bitte T. mir zu helfen. Wie immer bei solchen Sachen ist er sofort dabei.

Ich miete also eine Robbe am Schalter (dabei treffe ich noch ne Ex-Affäre meines Ex-Mitbewohners, die sich äußerlich so verändert hat, dass ich sie nicht mehr erkenne, sie scheint einen lebensanschaulichen Re-start durchgemacht zu haben, irritierend sowas), bei einer der ladies, die gerade nicht am Telefon sind.

Hier wird kein Mitarbeiter eingestellt, der nicht raucht, das hört man am Husten, sieht man an der Haut und daran, dass sie rauchen. Sie will die Kaution Cash oder gar nicht, also gut, ich nochmal los zur Sparkasse und wieder zurück.
Dann fahren wir zur Behmstraße, Recyclinghof. Ich sitze am Steuer und habe wie immer Angst. Dabei bin ich mal echt gerne Auto gefahren, aber für mich ist das Auto an sich eine Waffe, mit der man Dinge potentiell zerstören und Menschen potentiell umbringen kann. Leider traue ich auch mir da nicht über den Weg. Dennoch ist so weit oben sitzen schön und erhaben und stolz. Aber gleich schon wieder gender-politics, ich weiß nicht, wie der Rückwärtsgang reingeht (T. weiß es), ich weiß nicht, wo die Handbremse ist (T. weiß es). Erzeugt in mir zusätzlichen Aggro-Stress.
An der BEhmstraße werde ich als erstes von tätowierten Männern in orange angeschissen, die auf Barhockern am Eingang sitzen als wären sie Türsteher. Man will wissen,w as ich geladen habe. Man winkt mich undefiiniert rüber richtung links: Sperrmüll.

Ich fahre rüber und stelle mich hinter zwei parkende Auslader-Autos auf die rechte Spur, obwohl T. vorschlägt, ich soll mich auf die linke stellen. Dort sind Container mit geöffneten Türen, mir kommt es vor, als würde ich auf diese Weise den Zugang zubauen. Von links hinten kommt ein Gabelstaplerfahrer inorange. Er hält an, um mich ebenfalls ausführlich anzukacken. Wieso ich links stehe, wo er durch muss. Ich hab keine Lust, mir das gefallen zu lassen, ich kacke zurück, woher ich das wissen soll, nichts davon steht irgendwo, ich dachte dies, die beiden da, usw. T., der sich inzwischen hinten zu schaffen gemacht hat, kommt dazu, als der G.fahrer weiterfährt. Hat er doch gesagt, sagt er. Ich beschwere mich, dass er mir in den Rücken fällt statt sich solidarisch zu zeigen und dem Kerl zu sagen, dass er sich zusammen reißen soll, der jetzt auch noch schön lustvoll den Kopf über mich schüttelt während er seine Tonnen auflädt. Nice.
T. teilt mir mit, dass der Müll abgeladen ist – warum diese Hektik? – und dass die vier Ytong-Steine, die wir noch im Wagen haben, in die Kategorie Schutt fallen und Geld kosten. No way! Fuck BSR. Fuck Kack-Arschlöcher. Ich fahre raus und lade die Steine bei einem Container in einem Wohnviertel illegal ab.
Beim Robbe abgeben muss ich 14 Euro statt 4 Euro bezahlen, weil ich nicht geschnallt habe, was die lady mir untergejubelt hat, eine „Versicherung“ für 10 Euro.
Ich bin müde und traurig über die Welt, in der man immer nur kämpfen muss und verarscht und angekackt wird und ich will nach Hause und muss mich auch noch zusammen nehmen, dass ich T. nicht vollhasse, der ja nur nett war und mir geholfen hat.
Ich kann nicht leben. Ich will nicht leben in so einer Welt, denke ich. Es macht mir keinen Spaß. Ich weiß nicht, wo Handbremsen sind. Und neben mir ist jemand, der immer alles weiß. Wieso will die BSR 50 Euro für Sperrmüllabholung? Damit die Leute ihren Müll in den Wald werfen oder auf die Straße, weil sie kein Geld und kein Auto haben? Damit die Umwelt so richtig schön geschützt wird bei so einem niedrig schwelligen Angebot? Müll entsorgen ist was für reiche Leute in dieser Stadt.
Ich nehme mir vor, das das nächste Mal den Müll in unseren Hof zu werfen, so wie alle anderen in meinem Haus es tun. Das ist billiger und schont die Nerven.