Kürzlich, ich stehe mal wieder in einer unwürdig langen Frauentoilettenschlange in einem Club, die eine Toilette ist mit ausufernd labernden Drogenkonsumern oder Sexmachern besetzt – eh immer schon eine nervige, weil hochprojektive Angelegenheit, mit denen diese Wichtigtuer einen im Kopf belästigen – von denen sich keiner durch Türgewummer aus dem Konzept bringen lässt, so arschcool sind sie – die zweite Toilette also zu wenig für so viele Frauen, und die Jungs marschieren nur so an uns vorbei aufs Pissoir und kommen in Nullkommanix wieder zurück, schnell ab Richtung Tanzfläche oder Bar. Ich bin genervt. Und zum ersten Mal kommt mir der Gedanke, dass Pissoirs womöglich diskriminierend sind. Und dazu da, den strukturellen Penisneid aufrecht zu erhalten.
Als ich nach einer Dreiviertelstunde vom Klo zurück bin – das Papier war alle bzw. lag im Dreck und ich hatte keine Tempos dabei – und die These bei den anwesenden Männern ausbreite, bekomme ich umgehend die schlaue Antwort: Nimm doch ne Fusionella, dann kannste auch im Stehen pinkeln. Da kann ich nur die Augen verdrehen. Also nichts gegen die tapferen Mädels von der Fusion, die sich des ewigen Problems angenommen haben und die biologisch abbaubare Papierpinkelrinne zum Vornedranhalten entwickelt haben, gute Aktion!, aber wer da nicht daneben pinkelt ist untenrum entweder anders gebaut oder nüchtern oder hat 3 Liter Schussflüssigkeit intus oder kein Problem damit, das Ding so durch den Hosenschlitz in die Unterhose (besser man zieht dann auch eine mit Schlitz an) reinzufummeln, dass man nicht den Hintern sieht oder kein Problem damit, dass alle anwesenden Pissoir-Jungs interessiert schauen oder triumphierend vor sich hingrinsen oder aufmunternd lächelnd, ganz im Reinen mit sich und ihrer Natur, deren meisterliche Fähigkeiten du dir gerne angucken kannst, da haben sie gar nichts dagegen, dir das zu zeigen.
Wieso zum Donner ist das erste, was den anwesenden Jungs einfällt, dass wir uns der Welt, sprich IHRER WELT anpassen müssen (die ja bekanntermaßen so toll ist), uns Papierpenisse dranschrauben müssen, Ersatzwerkzeuge, natürlich niemals so gut wie das Original, damit wir mithalten und auch schnell auf Toilette und in die Büsche pinkeln können? Ist das das Erstrebenswerte? Wollen wir so leben? In einer pinkelnden Männerwelt in der auch die Frauen in der Lage sind, Großes zu vollbringen mit ihren DIY-Penissen, und im Stehen zu pinkeln, auf ewig dazu verdammt, ein defizitäres Bild abzugeben? Ich meine, Männer brauchen doch eh Toiletten, wenn sie mal kacken müssen. Also wieso, liebe Clubs, stellt ihr uns nicht einfach sagen wir mal 6 Toiletten hin, vor denen wir alle gemeinsam, inklusionsmäßig gleichberechtigt scheißlange in der Schlange stehen müssen? Und sitzen, ganz ehrlich und nur zur Info, das tut sowieso niemand auf diesen Toiletten, außer er ist lebensmüde. Und für die Drogis brauchts mal ein Chambre Separee.