September 2023 – dissoziiert

Kürzlich folgende Situation: Ich will zu einem Treffen, viele Leute werden dort sein, ich hab Lust darauf, ich hab anderen davon erzählt, ich bin aufgeregt, ich kenn noch niemanden dort, ich stelle mir vor, wie ich jemanden kennen lerne, den ich nett finde, mit dem ich sprechen kann, es wird gut tun, nicht so viel allein zu sein, alles wird gut, dort sind Menschen, die die gleichen Themen haben in ihrem Job, es ist wichtig, sozial zu sein, sich da hin zu bringen, zu diesem Treffen, auch wenn man Angst hat. 

Ich mache mich auf den Weg. Ich komme am verabredeten Ort an, ich suche die Gruppe. Ich sehe eine Gruppe von Leuten draußen vor der Kneipe und frage mich, ob sie das sind. Ich gehe rein, in die Kneipe, vielleicht sind die ja drinnen, ich hatte es so verstanden, aber drinnen ist es sehr eng und klein, da ist niemand. Dann müssen die das wohl sein, aber es gibt noch andere Gruppen, die da drüben? Ich checke die Leute, eher nicht, also doch die, ich laufe in Richtung der Gruppe, ich überlege mir im Kopf, was ich sage, scanne die Gruppe, wen spreche ich an, diese Frau, den Mann, die Gruppe ist kleiner als gedacht, die Leute sitzen um eine Bierbank herum, sie sprechen miteinander, bei wem bleibe ich stehen, ein paar Leute sehen mich an, ich laufe hier schon zum zweiten Mal vorbei, schaue mich suchend um, ich geh da jetzt hin, ich gehe da jetzt hin, ich spreche die jetzt an

– ich gehe an der Gruppe vorbei.

Ich gehe weiter, schneller, ich bin weg. Ich bin gegangen. In mir Aufruhr. Das gabs noch nie. In diesem Ausmaß. Ich habe Gruppen ganz sicher schon oft gemieden, vermieden, bin auf dem Absatz umgedreht, weil Besser nicht, ich schaffs nicht gewonnen hat, ich bin auch schon in Gruppen gesessen und offensichtlich verhaltensauffällig verstummt, habe nichts gegessen, mich aufgelöst. Aber diese Menschen haben mich gesehen, wie soll ich ihnen beim nächsten Mal unter die Augen treten, und es wird nächste Male geben, zumindest mit einzelnen von ihnen, was soll ich sagen, wenn sie mich wiedererkennen, wie kann ich das Wegflunkern, wie big müsste diese Ausrede sein? Ich habe mir vor diesen Menschen die Augen zugehalten und wie ein Kleinkind gesagt: Ich bin nicht da.

Ich mache mir Sorgen um mich. 

G. sagt, das ist nicht so schlimm. 

Ich glaube schon.