1) Gesprächsfetzen hinter mir:
Er: Hast du n boyfriend, oder ein girlfriend… ?
Sie: I dont know
2) Ich hab ein halbwegs rückenfreies Shirt an. Jemand berührt mich mit der Hand, weil er durch will. I love that. Das ist typisch Berghain. Dieses respektvolle, zärtliche Hand-Auflegen, nur für einen Moment, den gibt’s nur hier. Du tanzt, sagt es, ich will dich nicht allzusehr stören, Süße, aber ich komm jetzt mal hier durch, Achtung. Das bettet sich ein, in die Choreographien, die notwendig sind, weil immer alles so eng ist, man tanzt und bewegt sich höflich umeinander rum, damit die anderen Platz haben und man selber Raum.
Später eine andere Variante: Jemand klatscht mit seinem nassen Oberkörper gegen meinen Rücken, wurde da hingedrückt, geschoben, Schweiß schmatzt gegeneinander, für einen Moment verbinden sich zwei Menschen mit ihren Flüssigkeiten, eher eklig. Sowieso Gerüche noch und nöcher. Die Frauen immer mit ihren Deos, Parfüms, die Junge mit ihrem Waschmittel.
Keine Ahnung übrigens, wer behauptet hat, Sex auf der Toilette kein Problem – kaum geht man mit jemandem drauf, lassen die Wartenden draußen blöde Sprüche los oder gucken sogar über die Zwischenwände. Ich kann da nicht. Will da nicht. Finde auch die Kombination dunkle Toilette und Sex nicht allzu reizvoll, helle Toilette und Sex auch nicht. Wenn man’s in einer Ecke versucht, kommt auch immer jemand dazwischen. Ich bin nicht abgebrüht genug dafür, dass mir das nicht peinlich wäre. Aber ich nehm auch keine Drogen. Aber auch wenn, glaub ich nicht, dass ich das hinkriegen würde, im Berghain gibt’s immer so viel zu verarbeiten, da kann ich mich nicht noch auf Sex konzentrieren.
3) Was geil ist, echt geil ist, ist, dass man im Berghain nicht runtergeht, in die Höhle des Löwen, man geht hoch. Man steigt nicht ab, in dunkle Gefilde, man steigt auf. Man läuft hoch in den Nebel und das Blau und die Musik und die Halle, den Tempel. Und nicht runter in die Abgründe. Sondern hoch. Und dann ist da alles, die harte Musik und der Nebel und blaue Säulen und die Body-builder Gays mit ihren in Hitze und Dampf entblößten Oberkörpern, die man nur schemenhaft wahrnimmt, also eigentlich voll das Klischee, aber weil man hochgegangen ist, ist das alles irgendwie auch witzig und leicht und durchreflektiert und dann geht man noch eins höher und da ist es dann hell, gerne auch mal auf Kommando Sonne reinlassen, durch die Jalousien, und die Musik ist sweeter und die Jungs sind queerer und alles ist peacig, sowieso, auch unten und es ist echt ne tolerant ausgewählte Crowd, die da zusammen kommt, im ganzen Haus, das ist schon schön und da ist auch mal jemand mit Dreads oder alt oder proll-Tussi oder als Engelchen verkleidet, und auch wenn schwarz Hipster überwiegt, da geht schon alles. Süß auch, wenn die Leute sich verkleiden, so richtig was überlegen, was sie tolles anziehen könnten, das geht bei Jungs ja immer super, bei Mädchen eher nicht.