1
Am frühen Morgen, die Nacht ist nicht zu Ende, bekomme ich Regelschmerzen, sie werden heftiger, weiten sich zu üblen Krämpfen aus, ich versuche noch, mit Buscopan und Schmerztabletten dagegen zu halten, aber es ist zu spät, im Bad kippe ich beinahe um, lege mich schnell noch auf den kalten Boden, stöhne laut. So ungefähr müssen sich Wehen anfühlen, in meinem Rücken kratzt eine Hexe mit langen Fingernägeln von innen gegen die Wand, der rechte Eierstock brennt, meine Gebärmutter bäumt sich auf, richtet sich auf, bereit, irgendetwas hervorzubringen, abzustoßen, auszustoßen, der hochgepresste Bauch drückt auf den Darm, der sich entleert. Ich bekomme Angst. Was, wenn es was anderes ist, was wenn ich in Ohnmacht falle, meine Zunge verschlucke, ersticke, was, wenn ich es nicht mehr schaffe, den Notarzt zu rufen, soll ich den Notarzt rufen, normal ist das nicht, vielleicht eine Eierstockentzündung, ich hab das nicht zum ersten Mal, eine Zyste, hat meine Frauenärztin später vermutet, ich ziehe die Beine an, ich wiege mich hin und her, ich stöhne und stöhne und versuche zwischendurch ruhig zu atmen, ein paar Mal schreie ich auf. Ich denke an T., an seine Hand auf meinem Bauch, daran, dass ich C. anrufen könnte, was nicht geht, daran, dass ich N. anrufen könnte was nicht geht, daran, dass ich J. anrufen könnte, was nicht geht, weil all das nichts ist, womit man irgendjemand um diese Uhrzeit belästigt, denn was, was, was sollen sie tun, niemand, niemand, niemand, kann jemand für mich sein, der seine Hand auf meinen Bauch legt. Ich wiege mich hin und her, warum wirkt das Busco nicht, ich bin ohne Kontrolle, inzwischen ist es halb 8. Ich rufe J. an, im selben Moment weiß ich, dass das falsch ist, ich schäme mich, lege rasch auf. Langsam werde ich ruhiger, noch eine Stunde dann ist alles ruhig, nur ich fix und fertig wie nach einer Teufelsaustreibung.
Später, am frühen Abend ruft J. mich an. Ich hätte heute morgen um acht mal angerufen, da schläft er ja noch und hat das Handy aus, war was? Ich: Nein, sorry, butt call, das Handy liegt ja oft neben mir im Bett, muss ich irgendwie draufgekommen sein.
2
Ts. Geburtstag. Kein guter Tag. Ich werde ihm nicht gratulieren. Ich weiß nicht mehr warum, es scheint mir schal und verboten und sinnvoll etwas anderes zu probieren als sonst. Ich bin traurig traurig traurig. Ich kämpfe mit mir, denn das geht gegen meine Natur, ich rufe C. an, spreche mit ihr, über dies und das, wir lachen, es ist nett, es tut gut. T. hat heute Geburtstag, denke ich, ganz laut, während wir reden, und ich werde ihm nicht gratulieren und ich bin so unfassbar, unfassbar traurig. Dann legen wir auf.
3
Ich streite mit Ct herum, zum ersten Mal nach langer Zeit spreche ich die Trennung von T. an, fange an zu heulen, doof und betrunken mitten in der Kneipe, weil sich auch die Brücke zwischen uns seitdem einfach nicht mehr schlagen lässt, nicht von ihm zu mir, nicht von mir zu ihm. Du bist nicht allein, sagt er, als wir uns verabschieden. Ich weiß wirklich nicht, was er meint.