Unfassbar frustrierend.
Mein Sozialneid ist auf dem Höchststand seit Aufzeichnung.
Ich kann nicht anders als es persönlich nehmen.
Seit 16 Jahren bin ich in dieser Stadt. Was hab ich hier gekämpft. Um ein bisschen Anerkennung, um einen Job, der mich, gerade so, über die Runden bringt, der mir die Möglichkeit gibt, jetzt, endlich mal, eine Wohnung zu wollen, die hübsch ist, und hell, und renoviert und nach meinem Geschmack und mit Balkon, nicht groß, aber großzügig.
Und jetzt sehe ich an den Häusern hoch und denke, wieso wohn ich da nicht, oder da? Wieso hatte ich nicht das Talent, mich rechtzeitig irgendwo reinzusetzen und einfach nie wieder wegzugehen, so dass heute die WG-Mitglieder ausgezogen und ich als einzige übrig in einer Riesenwohnung mit Uralt-Mietvertrag bin? Wieso hab ich keine Eltern, die mir beizeiten Geld in den Arsch geschoben haben, um mir eine hübsche Eigentumswohnung in Mitte zu kaufen?
Plötzlich sehe ich Leute mit Geld aus diesen Häusern kommen. Junge Leute mit Zukunft, Eltern, Jobs aufgrund schneller, brauchbarer Ausbildungen. Selbstbewusste Frauen, die alles wollen, Kind, Kochen und Kunst. Leute, die alles richtig gemacht haben. Leute, die besser sind, unerreichbar besser sind, obwohl sie nicht besser sind. Oder doch?
Ich will verdammt nochmal eine schöne Wohnung in guter Lage, zum ersten Mal in meinem Leben.
Ja, ist das denn zu viel verlangt?