November 2015 – Die Merkelisierung des eigenen Gesichts

Interessant, wie man sich altern sieht, im Angesicht der anderen.

Die gleichen stürzenden Falten von den Mundwinkeln zum Kinn, die gleichen, sich langsam tiefer grabenden Linien zwischen Nase und Mundwinkeln, die gleichen, matschigen Lider, die auf den Augen liegenbleiben wie Couch Potatoes auf dem Sofa, und zieht man die Augenbrauen noch so hoch.

Die schlaff werdende Haut am Kinn, die an ruckendes Geflügel denken lässt, die kommaförmigen, wie mit Kohlestift gemalten Schatten, die vom Augenwinkel Richtung Wange zeigen. Die Querfalten auf der Stirn, die Hochfalten zwischen den Brauen, die strahlenförmigen Falten an den Augen.

All das haben wir gemein, Frau Merkel und ich. Aber so ist das eben, denn auch ich erlebe ja schließlich Fukushima und die Flüchtlingskrise, auch ich reibe mich auf an der internationalen Klima- und Finanzpolitik, den Wirkweisen des globalen Kapitalismus, den Terroranschlägen und Korruptionsskandalen, dem NSU Prozess und der NSA Affäre, wenn auch meistens anders.

So kann man ihr zusehen, jeden Tag, in den Nachrichten, der langsamen Merkelisierung des eigenen Gesichts.