Mai 2024 – Japan im Mai – Naoshima 1

Als wir aus dem viel zu kleinen, mit Touristen und ihren Koffern viel zu vollgedrängelte Bus steigen und ich die kleine Bar mit den paar Tischen und Stühlen unter Kiefern vor der Meeresbucht sehe, ist alles gut. 

Dieser Ort wird sich in mein Gehirn einbrennen. Ein Trost-Ort. 

Das Essen, das wir in dem kleinen Restaurant von den beiden Frauen bekommen, ist das beste der ganzen Reise. Im Tablett serviert, die einzelnen Tellerchen, Schalen gestellt gedreht gerichtet und gerückt, jedes für sich, jedes für dich. 

In meiner Suppe schwimmt ein einzelnes längliches Fischlein wie zur Deko, nun wieder Barthes: ein Zeichen. Der Fisch als Ausdruck seiner Essenz, die Suppe, klar, besteht aus ihm und seinesgleichen, der Fisch markiert sich selbst, signalisiert sein Fischsein, den Vorgang, den Prozess, die Welt, die diese Suppe aufruft bis hierher. 

Auf meinem Reis in der Schale winzige weiße Geschwister von ihm, white bait, wie Nudeln mit winzigen Augen, proteinreich, hängen geblieben im Schwarm, in einem Netz, so fein, muss es gewesen sein. Und natürlich, ein wenig Gemüse, eingelegt, wie meistens hier, mit starken Farben versehen, ihre Ursprungsfarbe ausgebleicht darunter, ohne noch etwas mit ihr gemein zu haben. 

Ich sitze zwei Stunden lang am Wasser unter Kiefern, schaue aufs Meer, die Brise leicht, die Wärme warm, und lese. Das. ist der richtige Ort. Für einen  Moment. 

Das Gehen im Sand ist wie die Auffrischung einer ungeheuerlichen Erinnerung.

Zu selten!