Da ist ein Mensch in meinem Bett. Er ist nackt, er riecht, er hat Haut und Haar. Das ist unfassbar. Meine Hände wissen nicht, was sie tun sollen. Meine Haut versteht nicht, was passiert. Über zwei Jahre hat mich niemand berührt, geschweige denn geküsst, niemand hat seinen Körper mit meinem in Verbindung bringen wollen. Obendrauf: Über ein Jahr habe ich nicht mal meine Freunde umarmt, mich hinter Masken und Abständen von den anderen abgesondert. Nicht ein einziges Mal bin ich krank gewesen, so abgeschottet und allein im All, weit weg von den Bakto-Viralen-Planeten der anderen. Jetzt die totale Kollision. Die Erfahrung ist nicht wie erwartet sensationell, sondern vor allem irritierend, überfordernd. In der folgenden Woche bekomme ich alles auf einmal: Herpes, Pilze, Erkältungen.
Ich reagiere nicht so wie ich gedacht hätte. Ich weine nicht. Ich hab nicht das Gefühl des letzten Abschieds, der nun von meiner Seite vollzogenen Trennung, des Betrugs oder Verrats an der Sache, meiner Sache, der Liebe, der Trauer. Es scheint ein Leichtes, es zu überschreiben, nicht mal als ich den Morgenmantel anhabe, den T. mir geschenkt hat, zucke ich mit der Wimper. Dennoch. In den Räumen hängt es schwer.