Als hätte man mir den Arm amputiert.
Als hätte ich mein Zuhause verloren.
Auf und ab im Panikkäfig. Niemand ist da. Alle sind weg. C. nimmt ab, völlig überraschend. Holt mich zu sich. Packt mich ins Bett. Irgendwo muss ein Baum geschmückt werden.
TAVOR, der Tapir. Er legt sich zu mir, umarmt mich mit seinem glatten, nackten Körper, legt seinen weichen Rüssel um meinen Hals.
Als die Familie kommt, haue ich ab.
Ich laufe und laufe.
Wohin weiß ich nicht.
Dann komme ich wieder. Es gibt Kamillentee und Wärmflasche. Das bleibt so in den nächsten Wochen. Kartoffeln müssen geschält werden.
Nie wieder wird irgendetwas so sein wie es war.
Der Schlag ist zu hart ausgeführt. Warum Brandrodung, kann man nicht gemeinsam das Haus verlassen. Entwertung. Auslöschung – ein Versuch, T. Bernhard.
Wenn nur endlich der 1.Januar und diese verdammte Zwischenzeit vorbei wäre.
Oh, schon halb vier! Wieder zwei Stunden abgehakt auf der Knastliste. Ein Entlassungstermin ist nicht in Sicht.
Ich esse nichts. Nein, meine Suppe ess ich nicht.
Im Bauch ist Angst, da passt kein Blatt. (Salat).
Ein Fremder willst du sein. Mit aller Gewalt.
Bei dir: Freiheit, Perspektive, Abenteuer. Ich kratz mich vom Boden auf.
Ein Stück Dreck, ein Hund.
He dumped me.
Ch. schreit mich an. Lass endlich los. Der ist ne Krücke. Das ist nicht gut. Du hängst da an der Nadel. Du lässt den nicht vom Haken. Der will dich nicht mehr.
Alles zu früh.
Das Leiden so leid.
Du willst kein Du mehr sein.
G. sagt, zwei Sachen machen pro Tag. Egal was.
Die Nachtwäsche, die du nicht mehr sehen wirst. Die DVD, die wir nicht mehr schauen werden. Die Reise, die wir nicht mehr machen werden.
Allein ist plötzlich einsam.
Einsam ist was anderes als allein.
Allein war ich schon die ganze Zeit.
Ich atme, schlage, laufe, spreche, pumpe, rausche, schnell und schneller.
Ich hab irre viel zu tun.
Ausnahmezustand.
Ausstellungen, Verabredungen, Bars, Veranstaltungen, Sport, Bewerbungen.
Ich bin ein Zombie. Noch nicht tot. (Unsauber ausgeführter Tötungsakt.)
Deine Wohnung. Die Trainingshose. Deine Mutter.
Nie wieder ist so eine lange Zeit.
Der Zahn der Zeit.
Over and out.
Wie das ringt und klingt in mir.
Friss oder stirb. Kein Raum. Kein Abschied. Keine Umarmung. Keine zärtliche Geste gegenüber der Geschichte. Nicht mal im letzten Moment. Keine Erlaubnis. Nur eine Mail.
Du hast was Besseres verdient.
Wann hat ein Satz mich je so wütend gemacht.
Ich archiviere Mails, sms. Dann entferne ich sie aus meiner Sichtweite.
Ich schreibe Listen, von all den Dingen, die ich tun will.
Ich flirte mit einem Typ bei McDonalds.
Ich will weg. Ich will zum Bahnhof, zum Flughafen. Ich löse alles auf, ich lösche alle aus, ich erkläre alles für null und nichtig.
Ich klebe an meiner Scholle. Den kurzen Wegen, meinem Stück Treibholz aus Sport, Café, Freunden, Bibliothek. Ich kann nicht weg.
Ich kaufe Kondome.
Ich will den Wettbewerb gewinnen. Dann fällt mir ein: Der ist ja längst verloren.
Meine Wohnung hat Wände. Ich weiß nicht mehr, wem diese Wohnung gehört. Ich kenne diese Person nicht.
Deine Hand schiebt sich in meine, plötzlich, an der Ampel.
Abende. Wochenenden. Die plötzlich gefüllt werden müssen.
Eine. Milliarde. Erinnerungen
Ich kann nicht in die Badewanne.
Keine Ahnung, wem dieser Körper gehört. Mir jedenfalls nicht.
Ich könnte ihn verschicken, den Körper. In Teile zerlegt, in eine Kiste gepackt. Vermerk: Unbekannt verzogen.
Im Kindermodus der Angst. Ich hab meine Blase nicht im Griff.
Mittelmeer Ausstellung. Dann mach ich halt alleine, was der Plan war. Ich stehe vor den Stelen und lese. Ich lese nochmal. Und nochmal. Ich bin mir nicht sicher, ob ich verstanden hab, was darauf steht. Daneben gibt’s auch einen Text in einfacher Sprache. Was, wenn ich nicht mehr denken kann. Was, wenn ich nur denken konnte, weil er da war.
Der Schock macht mich dumm.
Schwimmen gehe ich nicht.
Mit wem schläfst du gerade? Auf welchen Hochzeiten tanzt du?
Der Bezugsrahmen ist weg. Der Bezugsrahmen ist nicht weg zu kriegen.
Alles gehört dir, alles ist besetzt, Straßen, Plätze, Wohnungen, Länder, Städte, Kontinente, Seen, Clubs, Cafes, Restaurants. Ich sitze im Knast, ich kann mich nicht bewegen, wo soll ich hin.
Wie soll ich das unbeschadet überstehen. Wie soll ich das beschadet überstehen und trotzdem weitermachen.
Ich schlafe 2 Stunden pro Nacht.
Nach 10 Tagen wache ich auf. Da ist er, der toxische Gedanke. Was, wenn es ein Fehler war. Was, wenn es doch nochmal geht. Was, wenn sie sich nicht bewährt hat, die Trennung.
Cold Turkey.
Craving.
Die Angst, ein Lindwurm in meinem Bauch. Der wächst, wird größer, wölbt sich, bäumt sich auf, schreit grässlich. Schreit an gegen die Tatsache. Die Ungeheuerlichkeit.
Ich bin so froh, dass ich keine Kinder habe.
Ihr reicht alle nicht. Ihr seid alle falsch, ihr seid die Falschen. Ihr nützt nichts.
Ihr seid kein Trost.
Ich liege auf dem Boden im Bad und schreie nach dem Trost.
Aber der kommt nicht.
Asocial Media. Als dein Foto auftaucht (obwohl ich es M. Zuckerberg ausdrücklich verboten habe), gehe ich in die Knie.
Ich bin verliebt in dich. Das gibt’s doch nicht.
How to fix a broken heart.
Ich schreibe eine Liste, was alles scheiße ist an dir. Aber das weiß ich doch. Das war doch nie der Punkt.
Der Strand. Unsere Schuhe. Mein Knie.
Duck and Hide: Die Wut. Wo ist die Wut? Sie hat Angst, versteckt sich vor mir.
Ich schau sie alle an. Die Männer. Alle.
Was, wenn ich darauf hängen bleibe. Ich habe das Potential dazu.
Wie soll irgendjemand je bestehen.
Mein Körper, was für eine Verschwendung. So unberührt.
Dann wird mir klar: Das wird der schlimmste Abschied von allen.
Irgendwo in einem Cafe. Quiero estar contigo, singt eine Frau.
Macht ihr jetzt bitte alle mal die Musik aus.
Ich muss mich ja immer nur krümmen unter ihr.
Dumme Popsongs in der Jukebox in meinem Kopf. My loneliness is killing me. I want to get away, I want to fly away. All the loney people.
Silvester. Den ganzen Tag bin ich gelaufen, hier hin und dorthin. Ich bleibe allein. Die eine Party ist zu klein, die andere zu groß, die dritte ist inmitten einer Kleinfamilie. I have to face this night alone. Ich gehe was trinken, in einer Bar, ich kaufe mir was zu essen, ich will einen Film sehen. Am Ende funktioniert der DVD Player nicht.
Jeder hat das Recht zu entscheiden, was er mit seinem Leben anfängt, mit wem er es teilt. Jeder, nur ich nicht.
Deine nächste Freundin wird dunkelhaarig sein.
Ich sehe sie, beim Einkaufen, auf der Straße, im Museum. Die würde dir gefallen. Die könnte es sein.
Was denkst du, was meinst du, wie findest du, Klamotten, Zeitungsartikel, Veranstaltungen, Filme, Freunde, Essen, Politik, Unterhosen, Jobs, Geburtstagseinladungen, Möbelkäufe, alles alles prallt gegen die Wand, kommt zurückgeschossen, trifft mich, hart wie Squashbälle. Die Wand will sie nicht haben, behalte deinen Dreck.
Im Gespräch zuhause. Jetzt: Zuhause im Selbstgespräch.
Ich brauche alle. Ständig.
Alle und alles sind falsch. Nichts und niemand ist richtig. Keiner reicht. Alle sind zu wenig.
Ich langweile mich. Ihr seid ja alle nett, aber ich langweile mich. Zu Tode.
Ich träume, du hast eine Verletzung am Arm, ein großes Loch in der Armbeuge. Wir stopfen es mit Silikon. Füllen alles auf, streichen es glatt.
Ich träume und träume und träume. Das ist Folter.
Ich wache auf. Das auch.
Kopf hoch, sagen die Männer. Einer davon ist Therapeut.
Wenn mir irgendjemand erklären kann, was daran gut sein soll, was sinnvoll oder toll, bitte, hier ist meine Nummer:
Manchmal sehe ich alte Männer, die dir ähnlich sind. Dass ich nicht bei dir sein werde, wenn du alt bist oder krank, das schmerzt mich. Jemand anderes wird dann bei dir sein.
Ich bin froh, dass es noch unter 50 passiert ist.
Ich erschrecke vor meinem Spiegelbild. Vor dem Alterungsschub. Vor dem Unglück, der Unaufhaltsamkeit, der Hässlichkeit, der Unausweichlichkeit. Dem Tod.
Alle erwarten jetzt Großes von mir. Ich soll mich frei fühlen, befreit. Ich soll mich freuen, dass etwas Neues kommt, ich soll selbst neu werden, offen, selbstbewusst, aus dem Schatten treten, ins Licht, zu mir selbst kommen, die ganze Energie nutzen, die jetzt frei geworden ist.
Ch. fragt mich, ob ich schon Urlaubspläne habe. Ich könnte ihn killen.
Ich habe non stop schlechte Laune. Üble Laune, übellaunige Übellaune. Übelnehmend, übelmeinend.
Statt dass es besser wird, gräbt es sich ein. Es sickert noch in jede freie Lücke meines Inneren, es verfängt sich in den Netzen, frisst sich in die Eingeweide. Die Erkenntnis. Die Enttäuschung. Die Verbitterung. Die Einsamkeit. Die Hoffnungslosigkeit. Und ich kann es nicht aufhalten.
Fruchtlos. Das ganze Lieben, Verzeihen, Hoffen, Kämpfen, Dran bleiben, Aushalten, Durchhalten, fruchtlos. Alles fruchtlos.
A. redet böse über ihn. C. auch. Ich halte das nicht aus.
Helene Fische und Florian Silbereisen haben sich auch getrennt. Wir kommen damit klar, wir hoffen, ihr auch. Was würd ich drum geben, wenn es so wär. Wir beschließen gemeinsam die Trennung. Es war schön, aber es ist vorbei, beidseitig. Wir werden Freunde sein, nicht gleich, aber bestimmt, und bald, wir wünschen einander das Beste.
N. hat ihn gesehen, sich mit ihm unterhalten. Ich halte es kaum aus, neben ihr zu sitzen. Sie riecht nach ihm.
Ich mache Witze.
Der T. war ihr Schicksal.
Harter Texit.
T.rump
T. will die Mauer, und Mexico soll zahlen.
T.: Lets build a wall. Muss nicht Beton sein, Stahl geht auch.
I got fired
Make Elli great again
Erstmal jemand finden zum Lachen.
Ich habe ständig Angst, dass noch was passiert. Ein Unfall, eine Erkrankung, ein Todesfall. Das geht jetzt nicht, bitte, das schaffe ich nicht. In Kliniken liegen, voller Angst, auf Beerdigungen stehen, voller Trauer, und T. ist nicht der, den ich anrufe.
Wo ich hinsehe, sind die Leute auf der Suche. Alle haben sie was zu meckern, der ist so, die macht immer das, wir haben keinen Sex , wir streiten uns, im Urlaub klappts nicht. Es ist so schwer, jemanden zu finden, den man aushält, der einen aushält. Und den man trotzdem immer wieder begehrt.
Man kann alles kaputt machen, entwerten, die Welt ist hart, scheiße ist normal, Sex ist Ausbeutung, Liebe ist Einbildung, Abhängigkeit, Fixierung Dummheit, was für Schwächlinge. Der Kapitalismus steckt überall noch in den zartesten Beziehungen, alles ist ein Deal, es gibt keine Romantik, keine Loyalität, keine Treue, keine Solidarität, alles ist auf Zeit, am Ende sterben wir allein.
Mein Wertesystem ist am Arsch.
Ich muss hier raus. Ich kann hier nicht raus. Wie komm ich hier raus. Ich will hier raus. Warum kann ich nicht raus.
Ich bin verflucht, besetzt, nur ein Exorzismus wird helfen.
Ich mache mit euch allen Schluss, ich streife euch ab. Ich werde euch los.
Ich trete auf die Straße.