B. ist wahnsinnig. So wahnsinnig zwangswahnsinnig, dass ich wieder mal nur staunen kann. Und das noch wahnsinnigere ist, dass alle so tun, als wär das normal. Dass sie sich kommandieren, beherrschen, bestimmen lassen von seinem Wahnsinn. Er meint‘s doch nur gut, höre ich immer wieder an diesem Wochenende. Von den Frauen in der Familie. Klar, wie Hitler, der hat‘s auch nur gut gemeint.
U. erzählt mir, dass sie sich erinnert, wie er mir schon hinterher gerannt ist als ich noch klein war, und ich ihm immer davon. Das ist heute noch so, sage ich, aber ich weiß nicht, ob sie es gehört hat. Es geht nicht um Sorge, es geht nicht um kümmern. Es geht um Zugriff, Kontrolle, es geht um ihn. Seine Identität als Mann und B. Darum, dass er sich nicht wohlfühlt, nicht weiß was er tun soll ohne eine anerkannte Aufgabe, als wäre es ihm peinlich mit den anderen herumzusitzen und zu reden, weil man da sozial sein muss und er nicht weiß, wie das geht.
Ich und B. schreien uns also auf der Straße an. (Ich bin erstaunt, über meinen problemlosen Zugang zur Wut. Es macht mich fertig, ich schäme mich, ich zittere, aber unterm Strich ist das egal. Ich sage ihm, dass ich ihn übergriffig finde.) Was da aufblitzt, für einen Moment, auf dieser Straße in K., in Anwesenheit von Zeugen, ist der blanke Hass. Er steht in meinem Gesicht und wird augenblicklich von seinem Gesicht beantwortet, als hätte er nur darauf gewartet. Das erstaunt mich für eine halbe Sekunde. BEstätigt mich und meine alten GEfühle. Nur ein paar Millimeter unter der Oberfläche steckt sein Hass, sofort sichtbar, ungefiltert, genährt von Jahrzehnten unterdrückter Aggression.
Wie immer ist meine Mutter nicht da. Sie ist Luft. Sie ist irgendwo. Man kann sie nicht sehen und sie spielt keine Rolle.