Juli 2016 – 48h – Paranoia

Wer ist es? Wer weiß es? Wer hat es die ganze Zeit gewusst?

Im Kopf hab ich in Sekundenschnelle alle Frauen durch, die T. so kennt, die wahrscheinlichen und die unwahrscheinlichen. In den nächsten Stunden wiederholt sich das in unendlichen Schleifen. Ich bin sicher, es ist jemand, den ich kenne. Ich bin sicher, ich habe mit dieser Person in den letzten acht Wochen gesprochen, ich war nett zu ihr und sie zu mir. Ich bin sicher, wir haben uns angelächelt, und ein paar Worte gewechselt. T. hat das nicht verhindert.

Ich bin sicher, ich habe in den letzten acht Wochen mit Menschen geredet, die gewusst haben, dass T. eine Affäre hat. Die haben mir ihre Gesichter freundlich vors Gesicht geschoben, was sollen sie auch sonst machen, und hinter ihren Stirnwänden hatten sie Informationen aus der eigentlichen Realität und die haben runtergelächelt auf mich, die leider von nichts ne Ahnung hat, und dabei haben sie sich sicher ein bisschen unangenehm gefühlt. T. hat das nicht verhindert.

Schlimmer noch: Wer von meinen Freunden und Vertrauten weiß was? Wen kann ich anrufen, mit wem kann ich reden, ohne mir den nächsten Tiefschlag abzuholen, weil ich spüre, dass sie es wissen, weil sie mir sagen, dass sie es wissen, weil sie mir sagen könnten, wer es ist und sie nur mit diesem Geheimnis in ihrem Kopf und ihrem Dilemma in den Augen mit mir reden können. Vertrautes Land – Feindesland. T. hat das nicht verhindert.

Ich sitze hier wie ein Vollidiot. Isoliert und aller Gewissheiten beraubt. Und T. hat das nicht verhindert.