Januar 2020 – Männer

Ein Freund aus früheren Zeiten fragt mich: Und, Elli, was machen die Männer? Als wär‘s ganz selbstverständlich, dass die in meinem Leben vorkommen. Even in Mehrzahl. Wie gesagt, er kennt mich von früher. Als Männer in meinem Leben vorkamen, diverse Männer, unter anderem er. Ich bin irritiert. Sieht er nichts oder sehe ich nichts?

Da ist kein Zurück in ein Damals, in dem ich nichts wusste und jemand anderes war, ein gerade mal in die Zeit gefallenes Wesen und kein aus der Zeit gefallenes. Es schien nicht schwer, Männer zu finden, sie waren einfach da. Um mich herum. In Schulen, Ausbildungsstätten, Universitäten, in ausreichender Anzahl, um, ja, um was? Um eine tolle Zeit, voller Aufregung, Liebe, Sex und Abenteuer zu haben? In meiner Erinnerung waren die Beziehungen in diesem Damals vor allem eins: Verkorkst, geprägt von mühsamen und quälenden Nähe-Distanz-Austarierungen, tief sitzenden Ängsten und Psycho-Diskussionen, schwieriger gar als heute, wo ich zumindest im Groben weiß, womit in mir zu rechnen ist und wie man das in Schach hält. Es war eine Zeit, in der ich eigentlich nie wirklich verliebt war und schon gar nicht geliebt habe, sondern höchstens neugierig war und jemanden wollte. Eine Zeit vor T.

Das frag ich mich auch, antworte ich ihm.