April 2016 – Bohren

Ich hasse bohren.

Das ist leider sehr weiblich, die meisten Männer, die ich kenne, bohren gern. Bis auf die 90er sozialisierten, die, gender studies und cultural studies und Strukturalismus und queer theory gut finden, die bohren alle nicht gern. Die lesbischen Frauen wiederum bohren alle gern. Quer durch die Bank. 

Wie immer, wenn etwas leider sehr weiblich ist, hasse ich nicht nur die Sache, sondern leidenschaftlich mich. (und meine Mutter, und meinen Vater). Das muss auch mal aufhören (ersteres, letzteres von mir aus nicht).

Hier, im Plattenbau, ist Bohren eine Extra-Challenge. Hier kann man im Grunde nicht bohren. Die Wände sind aus Beton mit Stahleinlage. icht mal einen Nagel kriegste hier in die Wand! Hier ist kleben statt bohren angesagt, aber nicht jedes Regalbrett hält, wenn man es anklebt. Nur die ganz kleinen, winzigen Brettchen, die halten. Wenn man nichts auf sei draufstellt. Jedenfalls: herkömmliche Bohrmaschinen versagen hier, Bohrmaschinen, die nicht über nagelneue Bohrstäbe und über eine 1A-Schlagbohr-Qualität verfügen, kannste gleich wieder einpacken.

Am Ende (literally) bestelle ich einen Handwerker. Bzw. versuch’s. Ist nämlich gar nicht so einfach. Einen halben Tag irgendwo in die Wand bohren ist für einen Handwerker nicht besonders attraktiv, wenn er auch ne Woche Edelküche aufbauen haben kann. Der erste, den ich kontakte ist dementsprechend ein Arsch und führt mich zwei Wochen lang an der Nase rum, bis er den Auftrag mit der Edelküche hat.

Der zweite ist ein Schatz, sagt, das ist alles kein Problem, holt seine Bohrmaschine raus mit dem zufriedenen Gesichtsausdruck eines Mannes, der seinem Werkzeug vertraut, und bohrt Bohrloch für Bohrloch in Decken und Wände, die dabei plötzlich Geräusche von sich geben als wären sie williger Matsch.