Weil sie immer nur an eines denken: Essen.
Tagein, tagaus geht’s nur darum: Essen, Mampfen, Mümmeln, Aufweichen, Kleinlutschen, Reinstopfen. Es geht ums Kriegen, ums Abkriegen, ums mehr Kriegen, ums mehr Kriegen als der andere, ums noch mehr Kriegen als der andere, ums mehr Kriegen als alle, ums alles kriegen! Süßes. Das Größte. Das Beste. Diese gierigen kleinen Scheißer, diese Ego-Fresser. Auffressen würden sie dich, wenn sie nur könnten, in alles würden sie reinbeißen, alles würden sie zerkleinern, mit ihren zahnlosen bis kleinzahnigen Mündern, ihren Mini-Zungen, die in ihren Rachen, ihren Schlünden sitzen wie die von Reptilien.
Die härtesten, eiskalten Deals schließen sie ab mit dir, wenns ums Essen geht. Still sein, sitzen bleiben, aufhören zu nerven – alles geht, wenn sie bloß was in die Finger kriegen, was sie sich reinschieben können. Korrupte und korrumpierbare kleine Schweinchen sind sie, wenn man ihnen was Essbares vor die Nase hält, denn erst kommt das Fressen und dann die Moral, das weiß jedes Kind. Von wegen guck mal wie süß, widerlich ist das, dieses Pampe-Essen in den kleinen Händchen, am besten noch Banane, die ekelhafteste Frucht von allen, mit ihrem verrottenden, süßlich braun-gelben Geruch, der an die Tropen erinnert, an Max Frisch und sein: Wo man hinspuckt keimt es, abstoßend dieses Zermatschen-quetschen-malmen im Mund, dieses Rumspielen damit, abschmieren, wegschmieren, ausspucken, einsaugen, zu doof, den breiigen Scheiß drin zu behalten, zu faul, zu bequem, zu vollgefressen.
Und dann die Mütter dazu, Füttermaschinen, immer den Mund der Kleinen im Auge, um den sie ständig kreisen, in den sie ständig was stopfen, auf den sie ihr Denken ausrichten, ihren Körper, ihr Sein, ihr eigenes Essen, wie Tiere, Vogelmütter, im Innersten getrieben, vom Signal des gelben Schnabels, und seiner Forderung, da was reinzustecken, in dieses gnadenlose existenzgierige Loch, willenlos und mit hohem Anspruch ihrem Fütterinstinkt ausgeliefert, und der satten Befriedigung, dabei zuzusehen, wie ihr Kind ihr Futter entgegen nimmt, es in der Hand dreht, es anschaut, wie es eines Tages einen Penis oder eine Vagina anschauen wird, ein Glücksversprechen, das es sich zuzuführen gilt. Meine Verachtung, liebe Mütter, für die Rigorosität eures Fütterwillens, Hindernisse? – aus dem Weg, Leichen? – drüber gehen, mein Kind muss gefüttert werden, jetzt.
Ja, ja, keine Sorge, ich bin in Therapie.