Wie sehr er mir gleich aus der Seele spricht, Fabian Hinrichs, der lange Schlaks im goldenen Anzug, denn in was sonst sollte man durchs Leben gehen, wenn nicht in einem GOLDENEN! ANZUG!, durch diese One-Man-Show mit Revue-Charakter, die Leben heißt, in der der One Man flankiert wird von den anderen, den Tänzern, die um ihn sind, ihm zuhören, chorisch auf ihn reagieren, freundliche Gesellen, die höchstens mit einem Doch! widersprechen, wenn man Nein! sagt, das gute, alte Kinderspiel.
Hier geht es um nichts weiter als um die Einsamkeit im Kapitalismus, um eine Welt in der es kein Zuhause gibt und geben kann. Und einsam sind alle, woran man das merkt? Beim Netto steckt man den Leuten in der Schlange an der Kasse seine Telefonnummer zu, und ALLE! ALLE! rufen an.
Die Biographie schon: Eine Erzählung von Gewalt, diesem Gegenteil von Zuhause, dem man nicht entkommt, außer man begeht Selbstmord.
Alle suchen, suchen weiter, suchen ein Zuhause. Suchen im Eskapismus (denn gegen den sind nur GEFÄNGNISWÄRTER), der Droge, dem Feiern, der Stadt. Doch es GELINGT nicht.
Suchen unter der Brücke, unter der wir schlafen. Und die sie uns dann auch noch nehmen.
Suchen, natürlich, in der Liebe:
Ich will
mit dir zu Decathlon gehen,
ein Zelt kaufen.
Da ist er, der ganze, gegen die Wand geschriene, ins Universum trotzig hinaus geschleuderte, leuchtende Text, und der Schauspieler, der diesen Text abarbeitet mit seinem Körper, ihn durcharbeitet, mit seinem Schweiß, im Gegenpol zu seiner eigenen Empfindlichkeit, im Modus eines inneren Tatsachenberichts, bis er fix und fertig ist, am Ende, der Körper und der Text.
Ein Stück wie ein Tocotronic-Song. Die Bühne hat Tiefe und Breite und kann durchschritten werden.
Am Ende der Pop-Song, der schon immer so viel mehr zu sagen hatte als tausend Worte, die Weisheit des Populären. All by myself schwebt der Goldene Anzug Bowie-Style durchs All. Mit sich selbst und um sich selbst und auf sich selbst bezogen und geworfen zugleich,
dank des Bühnen-Equipments.