Ich sitze bei einer Tasse Filterkaffee mit Oma-Milch (Kondens) in der Bäckerei einer Kaufland-Filiale und tippe in meinen Rechner. (Ja, ich komm rum, mein Büro ist die Straße, ich fühl mich wohl im Trash). Ein Mann tritt an die Theke der Bäckerei, Mitte 50, ich sehe ihn zunächst nicht, höre ihn nur: Er schimpft. Dann begreife ich, das ist nur seine Art zu reden. Er stellt wütende, misstrauische Fragen bezüglich der belegten Brötchen und Kuchen. Die Verkäuferin verteidigt sich tapfer, eventuell hat er ne Meise und/oder ist sogar wirklich aggressiv. Man weiß es nicht. Dann verschwindet er. Aus Augen und Ohren. Plötzlich ist er wieder da. Durchquert, ein Tablett mit Kaffee und Kuchen in den Händen, den Cafébereich und setzt sich an den Tisch neben mich. Ich und mein Laptop, ab und zu guckt er ein bisschen rüber. Neugierig. Irgendwann schaue ich zurück, lächle ihn an, und frage: Und, schmeckt der Kuchen? Nä! schimpft er laut und knackig, als hätt er nur drauf gewartet. Oh, sage ich, das ist aber schade. Das ist nur so ein Streuselkuchen, sagt er und schiebt den Kuchen prüfend auf seinem Teller hin und her. Ich dachte, der wär mehr so mit Vanille. Verstehe, sage ich, und nicke. Wollen sie mal probieren?, fragt er. Nein danke, lache ich, aber das ist sehr nett.
Als ich gehe, wünsche ich ihm einen schönen Tag. Da sitzt er. Friedlich und entspannt. Danke, sagt er, für Sie auch, und zum ersten Mal hört es sich nicht an wie geschimpft.
Auf dem Heimweg hab ich das Gefühl, eine gute Tat getan zu haben. Eigentlich wollen doch alle immer nur das eine: Dass jemand nett zu ihnen ist.
Weil im Kuchen einfach nie Vanille ist.