Im Centro Medico schicken sie mich wieder weg. Ich muss ins Hospital Civil, in die Urgencias. Das hatte die Apothekerin schon gesagt. Na gut. Nachmittags dann also zweiter Anlauf.
Ein netter Mann hinterm Tresen gibt mir gleich das deutsche Formular zum Ausfüllen. Er freut sich, dass ich mich freue. A la derecha y al fondo muss ich – und renne direkt in das Ende der Warteschlange. Lustig, wie die hier meinen Namen ausrufen. Mein Vorname geht, den mögen sie, hat man den Eindruck, aber meinen Nachnamen versteht kein Mensch. Zu eckig-deutsch. Ich werde nochmal neu eingeteilt, erneut muss ich a la derecha y al fondo. Personal ziemlich nett. Und ziemlich viel. Muss an Almodovars Krankenpfleger denken in einem seiner besten Filme, mit dem Mädchen im Koma, wie hieß der noch? Loved that guy. So ein dick-schwuler. Die mag ich eh am liebsten.
In einer Ecke steht ein Mann und weint. Ich erschrecke, müsste da nicht mal jemand? Er hat die Schuhe ausgezogen und schluchzt. Und jammert, ich verstehe. Alle anderen waren schneller, haben ihn schon unter der Rubrik crazy guy abgespeichert, sind ja auch schon länger da. Das zieht sich dann durch, mit dem, während meiner Wartezeit. Er geht den Security-Typen ziemlich auf die Eier, spaziert auf Socken durch den Gang, redet die ganze Zeit, bleibt nicht sitzen, so wie man ihm sagt. Schade, dass ich nix verstehe, es scheint teilweise ganz lustig zu sein, die Leute lachen manchmal. Ein junges Mädchen, vielleicht 15, 16, rennt immer an die offene Tür des Wartezimmers, um zu gucken, was er jetzt wieder so treibt aufm Gang. Ihre Mutter versucht am Anfang noch, ihr Manieren beizubringen, aber schließlich gibts keinen Fernseher.
Der Oftalmologio, der mich untersucht, ist ungefähr 20 Jahre jünger als ich und hat in seinem Leben schon mehr geleistet als ich jemals. Meine Bewunderung für diesen Alltag ist grenzenlos. Er fragt, ob ich Englisch spreche, er will üben. Überall auf der Welt das gleiche. Sure, sage ich, I have to practise, too.
Ich hab ne -itis, das war klar, des Augenlids. (Blephamitis) Ich finde er guckt nicht so ganz richtig und er desinfiziert sich nicht die Hände nach der Untersuchung. (Also vorher wahrscheinlich auch nicht, ich hab Angst vor Herpes). Er verschreibt mir drei Sachen: pomada fürs Augenlid, Tropfen für rein damit, und so kleine towels, mit denen man die Augen sauber machen soll. Die Tropfen soll ich zwei Monate lang nehmen. Ein Antibiotikum, zwei Monate? Ich bin misstrauisch. Aber er betont das. Ich bekomme so ein graues Altpapier, das die anderen draußen auch hatten, mit der presciption drauf, endlich gehöre ich dazu.
Apotheke 20 Euro.