Kürzlich mal wieder mit G. getroffen. Wir reden über Affären.
G. sagt, lieber nichts erzählen, wenn sich doch an den Gefühlen nichts ändert. Warum den anderen verletzen? Ich sage: Ich will immer die Wahrheit wissen. Und zwar schnell. Ich will die Chance haben darauf zu reagieren, Herr über meine Welt, meine Reaktionen und Entscheidungen zu sein. Außerdem: die Gefühle ändern sich immer. Bzw. haben sich geändert und dann gibt es die Affäre. Als Ausdruck.
Nehmen wir an, sage ich, du liegst auf dem Sterbebett und fragst deine Freundin, hast du mich je betrogen? Willst du dann, dass sie die Wahrheit sagt oder dich anlügt? Ich möchte eine schöne, eine richtig gute Lüge, sagt G.
Er zitiert einen Freund, der mal gesagt hat, man kann jemanden immer nur einmal zum ersten Mal ausziehen. Vielleicht ein bisschen männlich, diese Perspektive – rumrennen und (möglichst viele) Frauen ausziehen – aber ist ja nicht schlimm, jedenfalls catchy.
Da draußen laufen Leute rum, man guckt, man lernt die kennen, man kommt auf Ideen, die drücken und drängen und werden größer, wenn man sie lässt und nährt. Die werden zu Sehnsüchten und Bedürfnissen und dann entzünden sie sich. Erst will man spielen, man will jemanden rumkriegen, rumgekriegt werden, dann will man, dass es ernst wird, man will sich verlieben, Augen, Haare, Gerüche alles toll! Vielleicht ein bisschen wie Drogen nehmen.
Ich hatte das mal. Früher. Jetzt hab ich das nicht mehr. Vielleicht, weil ich‘s früher mal hatte. Ich hatte, was ich haben wollte. Und jetzt habe ich T. Den wollte ich immer. Und will ihn immer wieder nackt sehen. Nicht nur einmal oder zum ersten Mal. Ist ja auch dauernd was anderes los. Viele erste Male. Und viele xte Male. Ich mag das.
Man hat doch auch so viel Angst, wenn man jemanden zum ersten Mal auszieht, küsst, oh gott, küssen!, anschaut, anfasst. Alles ist hochkomplex und kann jeden Moment schief gehen. Man schämt sich, die Ablehnung liegt potentiell in jeder Bewegung, diese ganzen magenfeindlichen Unsicherheiten.
Ich erzähle G. von T. und mir. Dass es Affären gegeben hat (oder besser einen Betrug von meiner Seite), dass wir uns sehr unglücklich gemacht haben, dass wir wieder zueinander gefunden haben, dass wir durch sind, damit. Dass es nur ohne Affären geht und mit der Sicherheit, dass der andere weiß, dass er es sagen muss, wenn was passiert. Wenn es einem von uns das nächste Mal passiert, dann ist es, glaube ich, vorbei.