März 2019 – Die Kapsel

Die Kapsel ist klein und schmal. In Größe und Form ähnelt sie einem Zäpfchen. Sie ist aus einem silbern glänzenden, futuristischen Material. Ihre Oberfläche ist glatt, sie selbst ist hart.

Ich werde die Kapsel zwischen Daumen und Zeigefinger nehmen und in meinem Schlund versenken, tief und tiefer, bis sie dort sitzt, wo sie sitzen soll, etwas oberhalb des Magens, in der Nähe des Zwerchfells. Dort wird sie liegen, die nächsten Jahre. Ich werde wissen, dass sie da ist. Ich werde oft an sie denken. Spüren werde ich sie nur manchmal, bei bestimmten Bewegungen: ein Stechen, ein Ziepen.

Wie sich das Material verhalten wird, das weiß ich nicht, niemand weiß das, dazu ist es zu futuristisch, eine neuartige High-Tech-Entwicklung aus dem Weltall. Vielleicht wird sie sich auflösen, die Kapsel, sich abtragen, sanft, Partikelchen für Partikelchen, bis nichts mehr übrig ist, rückständefrei. Vielleicht auch nicht. Vielleicht korrodiert sie auch oder verrutscht ungünstig und liegt dann quer oder ihre Außenhaut wird porös, und das Innere tritt aus, verteilt sich in die Umgebung. Möglicherweise bleibt sie genau so wie sie ist, bleibt dort, an Ort und Stelle. Auf ewig. Oder sie verbindet sich mit ihrer Umgebung, verwächst mit ihr, bis zur Unkenntlichkeit. Aber das weiß ich nicht. Das weiß niemand.