März 2018 – Eric

Manchmal frage ich mich, was wäre, wenn ich einen Männernamen hätte. Nehmen wir an, ich hieße Tillmann Saale oder Matthias Lehmann oder Eric Raue. Wäre dann alles einfacher? Bekäme ich Antworten, Chancen, Jobs? Würde man alles, was ich sage und tue von vorneherein ernst nehmen, hätte meine Stimme Gewicht? Würde man mir was zutrauen, auf mich hören? Wäre ich im Gegenzug selbstbewusster, konfrontierender, erfolgreicher? Lauter, dominanter, ehrgeiziger?

Eric Raue ohne h.

Wir könnten Eric anrufen. Lass uns doch Eric noch ins Team holen. Ja, super Idee. Wenn er nicht gerade in anderen Projekten feststeckt. Eric bekäme Gehaltserhöhungen, und die Möglichkeit, aufzusteigen. Okay, Herr Raue, dann wollen wir mal. Einen Stromvertrag abschließen, einen Tisch für vier reservieren, einen Arzttermin ausmachen, einen günstigeren Telefontarif aushandeln. Selbstverständlich. Ein Auto kaufen, eine Wohnung mieten, einen Kredit aushandeln? Wie war der Name? Raue, ohne h.

Vielleicht wäre aber auch alles gleich. Eric wäre beim Therapeuten. Er hätte einen Burn-Out gehabt, bei Männern heißt das ja nicht Depression. Er käme nur schwer klar mit seiner Rolle als moderner, sensibler Mann mit Pflegeprodukten, der irgendwo zwischen ficken wollen und ficken müssen an Beziehungen scheitert, weil die Frauen am Ende ja doch immer nur eins wollen, nämlich einen, der ihnen den Mann macht. Und dann auch wieder nicht. Und Eric ist leider einfach ne Lusche. Einer, der sich schnell verunsichern lässt, der nicht weiß, was er will, der vom Abhauen träumt, seinen Vater hasst, der gerne treu wäre, aber auch sexuell außergewöhnlich aktiv. Der gerne mutiger wäre, es aber nicht ist.

Mann, Eric.

Jetzt hatte ich mich schon gefreut. Aber so, kann ich ja gleich Elli bleiben.