Der große junge Pfleger, blond, kräftig, sympathisch, mit weicher Haut, fast noch Babyspeck, und der kleine Herr K, knochig, knotig und so krumm, dass er immer auf den Boden schaut, gehen nebeneinander her. Der eine in seinen federleichten, super ergonomischen Nike Airs, der andere auf seinen Rollator gestützt. Ich sehe sie von oben, aus meinem Fenster, wie sie den Weg entlang laufen. Ganz langsam. Im Schneckentempo. Einmal ums Haus, so lautet die Aufgabe. Für Herrn K., aber auch für den Pfleger. Der junge Mann federt, tänzelt, beherrscht sich, dem alten Mann nicht das Gefühl zu geben, er würde am liebsten auf und davon rennen, drei, ach was, zehn Runden hätte er schon geschafft, der Sportjunge, wenn Herr K. nicht wäre. Aber darum gehts hier nicht. Nein. Ein Fuß vor den anderen, das ist Geschwindigkeit genug. Ab und an bleibt Herr K. stehen, und verschnauft. Wendet seinen Kopf in Richtung Pfleger, von unten hoch dreht er sich schildkrötenartig raus, aus seiner verkrümmten Wirbelsäule, und schaut ihn an, ein bisschen verschmitzt wirkt das, und sagt etwas. Der Pfleger lacht dann. Antwortet. Herr K. ist witzig. Die beiden verstehen sich prächtig. Zwischen ihnen ein ganzes Leben, der eine war mal, was der andere ist, der andere wird sein, was der eine ist. Ein rührendes Bild.