Ständiges inneres Stress-Dilemma in se Börlin Sitty: Wem was geben, wie viel, wie oft. Kann man spontan entscheiden, klar, irgendwelche Kriterien anwenden, dem hab ich noch nie was gegeben, das ist ne Frau, dem geht’s aber schlecht heute, was ist das denn für ne neue Obdachlosenzeitung, hab schon ewig niemand mehr was gegeben, jetzt sitzt der auch im Rollstuhl, hab heute Geld von der VG Wort bekommen, der ist ja rührend – was auch immer. Aber das stört mich. Dieses der Nase nach. Ich will niemanden meiner Stimmung ausliefern, von meiner Tagesverfassung abhängig machen, meinem Sympathieempfinden unterwerfen, meinen ganzen subjektiven Ego-Assoziationen. Ich will das rationalisieren, abstrahieren. Wer bin ich zu entscheiden, wer von mir Geld bekommt? Ich will was spenden, aber ich will nicht wissen für wen. Ich will:
Die anonyme Spende.
Meine aktuelle Lösung: Immer wenn meine Pfandflaschentasche voll ist, packe ich die Flaschen in eine saubere Papiertüte mit Henkel und stelle sie neben den BSR Mülleimer auf die Straße. And off I go. Das Schicksal nimmt seinen Lauf.
Davon bin ich gerade begeistert. Von dieser Lösung. Die macht mich total zufrieden. Ein Dilemma weniger.
Vielleicht. Ist es aber auch so: Ich trickse Menschen in Zwangslagen aus, damit sie Dienstleistungen für mich verrichten, auf die ich keinen Bock habe, weil ich stinkfaul und -reich bin. Gut, dass die Anonymität für beide Seiten gilt.