Februar 2025 – Drin im System

Ich sehe schlimm aus, die Rosazea treibt mal wieder ihre Blüten auf meinem Gesicht, rot, entzündet, demütigend, ich habe keine Creme mehr, ich suche die ganze Stadt und die einschlägige Arzttermin-Plattform nach einem Termin beim Hautarzt ab , es gibt keinen. Oder genauer: Es gibt keinen, der umsonst ist. Genau wie die Orthopäden und die Augenärzte haben die Hautärzte nämlich aufgerüstet. Sie sind jetzt moderne Dienstleister mit shiny-schick eingerichteten Praxen in denen die Mieten so teuer sind, dass die Armen gucken müssen wo sie bleiben und deshalb listig behaupten, auf ihren Webseiten und auf der einschlägigen Arzttermin-Plattform, dass sie offen für Kassenpatienten sind, dann aber leider nur noch Termine für Privatpatienten haben oder vereinzelte, in weiter Zukunft liegende für Selbstzahler, die allerdings nur schrittweise freigegeben werden.

Der Selbstzahler ist der neue Kassenpatient.

Ich gebe irgendwann klein bei. Ich zahle knapp 100 Euro für den Hautarzt-Besuch, bei dem ich über die Rosazea erfahre, was ich schon weiß und endlich das Rezept bekomme für die Salbe, die ich brauche, für die ich in Worten sechzig Euro bezahle, weil ich ja nicht über die Kasse da bin. Die angestellte Ärztin gibt mir sozusagen an ihrer Arbeitgeberin Schrägstrich Arzt-Unternehmerin vorbei den Tipp, das nächste Mal eine Krebsvorsorge zu bezahlen, (die man laut Kasse alle zwei Jahre machen soll, um eine der aggressivsten Krebsarten zu bekämpfen, nicht umsonst gibt, bei keinem Hautarzt mehr, weil die Kasse den Ärzten, so erfahre ich von einer Ärztin, nur etwas mehr als 20 Euro pro Untersuchung dafür gibt),  dann wäre ich nämlich drin im System und sie könne mir dann auch ein reguläres Rezept für die Salbe geben mit dem ich nur die Zuzahlung für die Krankenkasse zahlen muss. Das mach ich natürlich. Baldiger Hautkrebstermin für knapp 100 Euro, bitte. Denn ich will ja rein, ins System.