Kommt es mir nur so vor, oder ist es stiller geworden, das Schweigen größer, wenn ich mit Menschen am Tisch sitze und das Gespräch auf Politik kommt. Menschen, die früher gerne und viele darüber diskutiert haben. Ist es die Ratlosigkeit, die sich eingestellt hat, angesichts der so grundlegenden, sich in atemberaubender Geschwindigkeit vollziehenden Veränderungen der Zeit? Ist es die Sorge, vielleicht feststellen zu müssen, dass man, ähnlich wie in der Pandemie, unterschiedliche Positionen zu den Dingen hat, womöglich so unterschiedlich, dass die Freundschaft plötzlich zur Gewissensfrage wird? Ist die Stille Ausdruck einer sich im Gang befindenden Suche nach der eigenen Position, um die man früher leicht wusste und heute nicht mehr? Ist das Schweigen größer, weil man Positionen einnimmt, von denen man niemals gedacht hätte, dass man sie einnehmen würde, die man aber nun, angesichts des sogenannten Vibe-Shifts für richtig hält? Ist es stiller, weil diese Positionen die Fragen aufwerfen, ob man sie schon früher hätte vertreten müssen, man also falsch lag? Ist ein Schweigen im Raum, weil man fürchtet, etwas zu sagen, das man im Kopf hat, vielleicht auf der Zunge trägt, aber von dem man nicht weiß, ob es denkbar oder sagbar sein sollte?