August 2019 – Mexikaner

Ich gehe mit einer Freundin in einen Club, tagsüber, das Wetter ist schön, die Musik nett. Das Publikum ist wie so oft in Berlin so nischenartig wie in der Nische gleichförmig und liegt hier so bei antifa-/queer-links plus Feier-people, tendenziell jung, definiere jung: Mitte zwanzig bis Anfang dreißig.

An der Bar bestelle ich einen Gin Tonic und zwei Mexikaner. „Was war das“, wiederholt der Typ, Federohrringe, lackierte Fingernägel, ohne mich anzuschauen, „ein Gin Tonic und zwei Mexikanerinnen?“ „Ja, genau“, sage ich, leise beschämt.  

Als ich meine Drinks davontrage, ärgere ich mich. Klar, ich krieg hier zu meinen Drinks ne lecture in punkto gender gratis obendrauf, denn das ist es, was den Typ höchstwahrscheinlich gerade persönlich und akademisch umtreibt, aber was ist mit der Rassismus-lecture? Die hat er vergessen. An die hat er gar nicht gedacht. Wäre er ein Mexikaner, hätte er wahrscheinlich gesagt: Was du willst, ist ja wohl ein Gin Tonic und zwei Tomate-Wodka-Tabasco-Shots, oder? Und könnte es nicht sein, dass Mexikanerinnen sagen kein Fünkchen besser, sondern doppelt doof ist, nämlich rassistisch und sexistisch, oder warum soll man einen scharfen Tomaten-Shot Mexikanerin nennen? Da hilft nur eins: Mexikaner und Mexikanerinnen runter von der Getränkekarte! Aber ist das dann nicht sowas wie cultural discrimination? Grenzt man damit nicht eine ganze Kultur aus, macht sie unsichtbar, drängt sie in die Nicht-Repräsentation?  

Das nächste Mal bestelle ich zwei ToWoTa, und wenn der Barkeeper sagt, ham wa nich, erklär ich ihm, was er alles nicht weiß.