Vor dem Eingang zur Bank immer der Typ mit Hund. „Bringst du uns einen Groschen mit, oder ein nettes Lächeln?“ Jedes Mal wenn er das sagt (und er sagt es jedes Mal) merke ich, dass ich krass genervt bin. Für diesen Claim könnte ich ihn treten. Warum?
Dass er da sitzt und schnorrt, stört mich nicht. Auch nicht, dass er seinen Spruch gefunden hat, jeder von uns muss heute gucken, wie er‘s macht, mit dem Marketing. Was mich aggro macht, ist die Sache mit dem Lächeln. – Gut, der Groschen nervt auch, der kommt so ein bisschen treuherzig, Mittelaltermarktmäßig rüber, überhaupt der ganze Typ und sein Setting so ein bisschen schnuffig, harmlos-provinziell, die Ansage immer so mit dem Blick von unten nach oben vorgetragen, mit leicht schief gelegtem Kopf vom harten, kalten Boden hoch, auf der Decke die versorgende Hundeschale, der Hund daneben gerollt. Aber das ist es nicht. Es ist das Lächeln, das er haben will. Wenigstens das! Ich meine, wer bin ich, seine Tanzmaus? seine Lächel-Prostituierte? Ich kann gucken wie ich will, es geht ihn einen feuchten Dreck an, ob ich einen guten Tag habe oder einen schlechten, ob ich miese Laune habe oder die beste, er muss mir auch nicht unterjubeln, dass die Welt aus meiner Sicht doch lächelnswert sein muss, dass mein sauertöpfisches Gesicht unangebracht ist, wo doch sogar er, der auf der Straße lebt, einen so lustigen Spruch drauf hat, was hat der Typ für eine Ahnung von mir und meiner Welt, glaubt er etwa, nur ihm geht’s scheiße, und alle anderen haben Grund zu lächeln, mein Lächeln gehört mir, „Gib mir was“, ist was anderes als „sei was“, Geld, das ist der Rhythmus bei dem jeder mit muss, okay, aber seinen Lächel-Porno, den kann er sich bei youtube runterladen, und vor allem: Sagt er das nur bei Frauen? Bittet er Männer um ein Lächeln? I doubt it!
Bei mir hat er seinen Groschen jedenfalls verkackt.