Mai 2025 – Vertrautes Fremdes

Oft sehe ich sie, irgendwo auf der Straße, an der Ampel, im Getümmel, T. und U

Ich sehe sie, weil irgendjemand mich für einen stechenden Moment an sie erinnert, weil Silhouette, Gangart, Gesichtszug, Kleidungsstil ihr Bild in mir aufruft. Ich sehe sie, weil diese anderen Männer in Situationen sind, in denen sie einmal waren, in denen sie vielleicht gerade sind, in denen sie irgendwann sein könnten. U mit einem kleinen blonden Mädchen auf den Schultern, das andere an der Hand,  T. mit seiner Tour-de-France-Cap auf dem Rennrad, U im Auto auf dem Weg zum See, im Radio deutsches Songwriting, T., alt geworden, im weißen Hemd in einer Ausstellung, charmant parlierend neben einer gutaussehenden Frau, U, älter geworden, im Gespräch mit einem Enkelkind. 

Was ich nicht finde, nie, in den Silhouetten, Gangarten, Gesichtszügen, Kleidungsstilen, T.s Wachheit, Radikalität und Traurigkeit, Us Ruhe, Eigensinn und Zurückgenommenheit. 

Nun vermisse ich also schon zwei Männer. 

Was ist die Aufgabe, mir einen dritten suchen?