RE7 Richtung Dessau. Unter der Woche, erstaunlich voll. Erstmal blute ich ab Höhe Wannsee den Zug voll: Nase. War die letzten Tage erkältet. Handy, Geldbeutel, Hände, Armreif, Buch, Tisch, Armlehne, alles voll mit roten Tropfen plus splashs drumherum. Eine Freude für jeden Ballistiker. Die Laptop-Frau mir gegenüber tut, als sehe sie nichts. Ich bin ihr dankbar.
Ich krame nach einem Taschentuch, dafür muss ich die Nase loslassen, jetzt ist auch noch die frisch angezogene Hose voll. Ich drücke und versuche mit kühlem Wasser, das ich am Bahnhof gekauft habe, die Blutung zu stoppen. Klemme und klettere mich durch bis aufs Klo, die Leute stehen und sitzen im Gang rum. Die Zugführerin fragt netterweise, ob ich Unterstützung brauche, eine Frau mit etwa 5jähriger Tochter gibt mir ein Taschentuch und sagt, manchmal hilft es, das unter die Zunge zu legen. (Diesen Tipp hab ich von allen echt noch nicht gehört, probier ich aber erst das nächste Mal.) Das erste Klo ist besetzt, im zweiten geht das Wasser nicht. Dafür gibts Papier.
Es hört ewig nicht auf, an Lesen ist nicht mehr zu denken, ich bin mit Papier auf die Nase drücken und hoffen, dass ich bald da bin, beschäftigt.
Bus 555. Ich bin die einzige Mitfahrerin, talke ein bisschen mit dem Bussifahrer, Bussi indeed, er ist 70, wie er mir stolz verrät, der Bus wird von einem Verein betrieben, sie sind alle Rentner, im Moment elf, das reicht gerade so, aber sie suchen wieder – ich mach mir wie immer bei offenen Stellen gleich mal ein bookmark hinter die Ohren. Bussifahrerin in Brandenburg, falls es mit dem Schreiben nicht klappt.
Weil sie auch Rufbus machen, frage ich ihn, wie das funktioniert, ob ihn da die Zentrale anruft oder so. Krieg ich alles hier drauf, er zeigt auf das Display vor sich, hier ist der ganze Plan. Cool. Er wirkt happy. Der Bus ist aber auch echt cute, acht großzügige Plätze. Ich frage, wie viele sie haben, das versteht er erst gar nicht. Na, einen! Die sind teuer! Wir fahren Bad Belzig Krankenhaus, Bad Belzig Marktplatz, wirkt alles recht pretty, kann man mal ins Eiscafé. Dann raus: Landstraße. Felder links rechts, Ortsschild Klein Glien. Das Haus da vorne ist es, sagt er, wenn sie dahin wollen? Will ich.
Arbeiten im Garten.
Grashüpfer. Fällt mich plötzlich von rechts an. Sitzt auf meiner Schulter. Bemerkt, erschrocken wie ich, den Irrtum, hüpft auf den Stuhl neben mir. Verarbeitet kurz. Von da aus weiter. Schmeißfliege. Sehr strange, fett, mit gelbem Kopf, noch nie gesehen, setzt sich auf nackten Oberarm. Weiter.
Wie sie alle mal vorbeikommen.
Rechts drei Falter, mausgrau vor weißer Hauswand, die sich allerliebst umtanzen, ein Schelm, wer nicht an Disney denkt.