Mai 2022 – Charlottenburg, KadeWe

Am Nachbartisch eine Mutter, blond, Zehlendorf-Typ in ihren Mid-50s, und ihre drei flüggen Kinder, 2 Mädchen, ein Junge, alle zwischen 19 und 25, gut gekleidet, aufgeräumt. 

Eine Diskussion entbrennt, um „die Wohnung“ – Mama hat in den Raum geworfen, sie vermieten oder verkaufen zu wollen. Die Geschwister zanken, das Muttertier genießt, umrundet von ihren Küken, die wie früher im Spielzimmer, ihre Argumente ins Feld führen, ihre Strategien abfeuern, jedes auf seine in der Geschwisterkonstellation und in der Mutterbeziehung logische Art und Weise, warum sie die Wohnung unbedingt brauchen, haben müssen, ja, warum sie ihnen rein logisch aufgrund anderer biografischer Verteilungskämpfe und Zuteilungsentscheidungen zusteht. Der Junge, der Jüngste, laut und kindisch, die älteste Schwester ruhig und vernünftig, das Mittelkind gequält und in der Schweigeposition, so haben sie alle ihre Masche für sich, für Mama, ihren nicht weg zu denkenden Groll auf „die anderen“, die wie immer dies und schon wieder das machen, um zu bekommen, was sie wollen. Sie werden unterdrückt laut und leise heftig, sie sind unglücklich, beleidigt, gekränkt, und es wird klar, das ist nur eine Wohnung neben anderen, weil diese Familie eben Wohnungen hat, und es sich hier, bei diesem Zwist, nur um die in Berlin handelt, die der Junge jetzt sofort dringend möchte, weil er dort mit seinem buddy eine WG aufmachen will und weil die anderen die doch nur haben wollen, weil er sie haben will, und weil es fies ist, zu sagen, er könne sich gar nicht selbständig um eine Wohnung kümmern, er würde sie nur herunter wohnen,

niemand ist hier unsympathisch oder sympathisch, es ist nur mal wieder die alte Erkenntnis, dass auch die Kardashians Probleme haben, dass sie Mütter, Schwestern, Brüder sind, und den Papa,

nein, den lass mal raus,

der ist bei der Arbeit.