L. heiratet. Das ist ein interessantes Ereignis.
Ich hab ihn wachsen sehen. (Er war ein Baby, ich weiß es.) Irgendwo neben mir, hinter mir, unter mir, ist er gewachsen. In anderen Zimmern, anderen Klassen, zu anderen Zeiten, mit gefühlt anderen Eltern.
Im Grunde habe ich ihn nicht gesehen. Im Grunde weiß ich kaum etwas über ihn. Ich hab ein schlechtes Gewissen.
Ich hab ihm weh getan, fand ihn langweilig und doof. Ich war grob, roh und gemein. Nur selten wollte ich ihn beschützen.
Trotzdem ist es nah genug, dass es mich rührt.
Es rührt mich, weil er Vertrauen hat. Weil er Pläne macht, weil er Dinge tut, die man macht, wenn man lebt. Wenn man gerne lebt.
Es rührt mich, weil er mir mal gesagt hat, er sei ein glücklicher Mensch geworden.
Ich bin gespannt, ob mir die Tränen kommen.