Ich geh rüber ins Nebenhaus, zur Paketnachbarin, Frau L. Wie immer ärgere ich mich furchtbar über DHL, die es immer wieder schaffen, mir diese Begegnung aufzwingen. Ich! war! zuhause!!!. Lazy Abladepaketbote.
Frau L. macht die Tür auf, das erste was sie sagt:
Det is zu groß. Holn Se ma ihrn Mann.
Ich: Ich hab kein Mann.
(Was denken die Frauen eigentlich immer, was das ist, so ein Mann? Ein Schraubenzieher, ein Gabelstapler, ein zusammenfaltbarer Schleppesel?
Ich linse in den Wohnungsflur. Sie hat recht: Det ist zu groß. Ich ziehe das Paketmonster in den Hausflur, vor ihre Wohnungstür, und nehme es an Ort und Stelle auseinander, mit Hilfe eines völlig stumpfen Küchenmessers, das sie mir im von mir angemahnten Mindestabstand reicht: Ich will sie ja nich anstecken oder so. (Vielleicht sage ich auch erstechen, aber das geht mit dem Messer eh nicht.)
Sie guckt zu, wie ich auspacke und freut sich, dass sie endlich mal erfährt, was so drin ist, in meinen Paketen. Ach, aha, det sieht ja jut aus, sowas will sie sich auch kaufen (Tisch und zwei Stühle für den Balkon). Plötzlich finde ich sie irgendwie fast niedlich, oder uns beide so als ungleiches Paar. Sie, die von Krankheit, Sorge und Unterschichtsfernsehen gebeutelte Frau, die doch nur ein bisschen Gutwetter-Kontakt möchte, den ich, das überheblich-nette Arschloch von nebenan, ihr so ausgesprochen ungern gönne, dass ich jetzt schon beinahe wieder lachen muss. Warum ist das bloß so? Warum kann ich ihr das nicht geben?
Ich schleppe den Müll in die Tonne und die Einzelteile über den Hof nach Hause.
HolnSe ma ihrn Mann my ass.