Ein Foto aus der Zeitung nach der Wahl in Thüringen beschäftigt mich. Ein junger Mann ist darauf zu sehen, Anfang zwanzig, schätze ich. Hellblonde Haare, Undercut, die oberen, langen, akurat zurück gestrichen, ein Tribal Ohrring im Ohrläppchen, diese Dinger, die das Ohrloch ausweiten, dazu ein weißes Hemd, Anzug, eine blaue Krawatte und ein AfD-Abzeichen am Revers. Er jubelt auf einer Wahlveranstaltung der AfD in Thüringen, offensichtlich angesichts der Ergebnisse.
Es sind die Gleichzeitigkeiten, bzw. Uneindeutigkeiten, die mich wie immer irritieren, die die Einordnung erschweren oder unmöglich machen, nicht so
WIE FRÜHER.
Hier ist auf nichts mehr Verlass. Nicht auf die Jugend, nicht auf den Ohrring, nicht auf die Medienbrille, nicht auf den Undercut, nicht auf den Anzug, nicht auf die Krawatte. Die Dinge sind in einer Geschwindigkeit unlesbar geworden, dass das Rauschen in meinem Kopf Mühe hat, sich zu beruhigen. Hier geht, das lässt sich nicht mehr leugnen, eine REVOLUTION vor sich, an der ich mich nicht beteiligen möchte, würde, werde. Im Gegenteil. Wie meistens also, vor allem, Irritation über mich selbst. Ich dachte immer, wenn die Revolution kommt, mach ich mit.