Juni 2019 – leichtes Gewicht

Ich fahre mit dem Fahrrad durch eine Überdachung am Alexanderplatz. Es ist ein lauer Sommerabend, warmer Wind weht meine Haare nach hinten. Ein leichtes Gewicht legt sich plötzlich in meinen Nacken, ich bin irritiert, fasse mit der Hand dort hin, aber da ist nichts, plötzlich fliegt eine Schwalbe im Querflug links von mir weg, irgendwie torkelnd, sie braucht einen Moment, bis sie sich gefangen hat. Saß sie in meinem Nacken? Warum? Das leichte Gewicht bleibt in meinem Körper als Erinnerung hängen.

Wochen später, ich denke immer wieder mal daran, sehe ich eine Fledermaus. Wie nach Gleichgewicht suchend schwankt sie in schnellem Flug und starkem Winkel, kaum wahrnehmbar, ein schwarzer kleiner, gegen die Dämmerung unwirklicher Schatten. Da wird mir klar, dass es eine Fledermaus war, die mir im Nacken saß. Vielleicht haben meine Haare sie irritiert oder der Wind oder meine Geschwindigkeit. Ein bisschen gruselig ist das, aber auch wunderschön. Ich mag es, dass so ein kleines Tier mich berührt hat. Als hätte es eine Verbindung aufgenommen.