In meinem Kopf sehe ich ein Foto. Ich bin darauf zu sehen. In einer roten Bluse. (Sehr ungewöhnliche Farbe für mich. Aber ich will schon die ganze Zeit so eine.) Neben mir ein Typ. Ich stehe, er sitzt, glaube ich, ich bin mir nicht sicher, alles ein bisschen verschwommen, Wir sind nah beieinander, mein Arm liegt locker auf seiner Schulter. (Aha, er sitzt also). Ich wirke kleiner und zierlicher neben ihm, denn er ist eher dick. Weil er sitzt, bin ich etwas größer als er. Wir wirken wie ein ungleiches Paar, so eins bei dem man sich wundert, dass es eins ist. Ich gucke fröhlich in die Welt, und ein bisschen wütend, aber eher im Sinne von frech, provokant, nicht im Sinne von streng und bitterböse wie sonst. Er schaut sehr geduldig, aber wach. Er hat dunkle Haare und trägt eher dunkle Kleidung, so viel kann ich sehen. (Überhaupt hat er Haare, trägt keinen Hut und reißt nicht jedes Gespräch an sich, um es auf das Thema zu lenken, das ihn gerade interessiert, und wenn er alltägliche oder grundlegende Lebensentscheidungen trifft, dann sieht er keinen Mehrwert darin, so zu tun, als wäre ich nicht Teil seines Lebens, weil er mich ja drin haben will, in seinem Leben, und wenn die Welt böse zu mir ist, und das ist sie oft, dann sagt er, diese Arschlöcher, und nicht, das ist, weil du es falsch machst, und wenn es ihm schlecht geht, dann darf ich nett zu ihm sein, und wenn ich sage, es ist Winter in mir, und es geht mir nicht gut, dann sagt er, Ja, und legt sich neben mich oder er sagt, komm, baby, wir fahren drei Tage weg aus der Scheiße, ich lad dich ein).
Das Komische ist, dass ich auf dem Foto jung aussehe und der Typ auch (ich so etwa Ende dreißig, er so Mitte vierzig). Ich schätze also, dass das ein Foto aus meiner Parallelwelt ist, denn aus der Zukunft kann es nicht sein.