März 2019 – Hat sie was drauf?

Im M29er nach Neukölln eine Gruppe Jungs, so zwischen 17 und 22, wohl auf dem Weg nach Hause. Ein Diggar is dabei, er macht dreimal den gleichen Witz: Guten Tag, die Fahrausweise bitte. Die anderen lachen auch schon nicht mehr. Sie hören Hip Hop auf dem Handy, singen ein bisschen mit, ganz süß eigentlich, der Digge singt am lautesten, scheint ne echte Hymne zu sein, auf dem Bildschirm Autos und twerkende Frauenärsche, irgendwie lustig, wie die Typen im Video fast verzweifelt versuchen, hinter den Ärschen, unter denen sie begraben liegen, noch in die Kamera zu gucken. Die Jungs reden einen Mix aus Deutsch und Arabisch, letzteres immer dann, so mein Eindruck, wenn es schnell oder präzise gehen soll, oder wenn sie diskret sein wollen, also nicht wollen, dass die Umgebung versteht, was sie sagen. Über Frauen quatschen sie auch, stört sie nicht, dass ich daneben sitze, bin ja auch keine Frau, sondern eine Mutti. Hast du sie? fragt der eine den anderen. Der andere murmelt irgendwas Knappes. Und, hat sie was drauf? fragt der erste weiter. Wieder kommt die Antwort abweisend und auf Arabisch. Nein, komm, sag mal, insistiert der erste: Hat sie was drauf? Der andere guckt genervt, spielt sein Handyspiel weiter. Ist sie gekommen? fragt der erste. Keine Reaktion. Sag, ist sie gekommen? nervt er weiter und als nun gar nichts mehr kommt, nervt er jemand anderen.   

Ist sie gekommen! Spontan und überschwänglich verbuche ich das als ganz großen Erfolg der Frauenbewegung, dass der Orgasmus der Frau hier, in diesem Jungs-Teenager-Milieu, a überhaupt bekannt, und b ein Kriterium ist, das in die Bewertung der sexuellen Potenz des Mannes beim Prahlen im Kreise anderer Männer relevant ist. Woran man sich halt so klammert, angesichts der traurigen Gesamtgemengelage. Twerk, twerk, bitches