September 2018 – Flagge zeigen?

Kürzlich bin ich auf einer Anti-AfD-Demo. Eine Bekannte und Mitdemonstrantin, die aus Schweden kommt, fragt angesichts des Meers aus Deutschland-Fahnen auf der anderen Seite, ob wir die nicht eigentlich tragen müssten. In Schweden, meint sie, wäre das anders. Da würde sich das niemand gefallen lassen, sich die schwedische Fahne wegnehmen zu lassen.

Seitdem beschäftigt mich das.

Ist es womöglich an der Zeit, flashmobmäßig auf einer Anti-Nazi-Demo massenhaft die Deutschland-Fahne zu zücken?  Um für einen Moment eine einzige, nicht unterscheidbare Masse zu werden, und dadurch ein für alle Mal zu sagen: Ihr seid das Volk, wir sind die Bevölkerung! Ihr bestimmt nicht, was hier ist und sein wird. Wäre das eine Möglichkeit, die Symbol-Politik zu sabotieren, das Symbol denen zu entreißen, die es sich aneignen, um sich damit ihre braunen Hintern abzuwischen?

Ich bin in meinen Grundfesten irritiert und erschüttert. Ich komme aus einer Nie-Wieder-Deutschland-Ecke und -Generation und habe das Gefühl, die deutsche Fahne hochhalten zu müssen? Eine Fahne, die sich auf Begriffe wie Nation, Volk und Vaterland bezieht, auf Blut und Boden, auf eine Fahne, unter der die grausamste aller Geschichten stattgefunden hat, eine gerade mal so eben bürgerlich gewordene Fahne, die Schland meint, und Europa, statt Deutschland?

So weit ist es gekommen.