Hotel 4 Jahreszeiten in Berchtesgaden: Bisschen oll und on the nose bayrisch, Rezeptionistin mit Dirndl, aber ein Hammerblick auf den Watzmann! Sogar beim Frühstück, hübsche Fensterfront. (Nur Autos und Straßen übrigens, wenn man ins Tal schaut, Stau, Lärm, verbaut, Rewe/dm-Parkplatz, diese Bayern, als wenn nix wär. Die Altstadt dann für die Touris.)
Ausflug an den Königssee. Wir fahren mit dem Schiff eine halbe Stunde über den See. Ein Wahnsinnspanorama, das kann fast nicht wahr sein. Die gesamte Watzmannfamilie (hat Frau und vier Kinder) und die liegende Hexe neben, über und hinter uns. Der See ist grün grün grün. Das Boot innen mit Holz, wunderschön. Der Kapitän hält das Schiff unterm Berg an, der Lotse spielt für uns Flügelhorn, wir hören das Echo. Mir kommen die Tränen als der Berg antwortet. Alle sind mucksmäuschenstill.
Wir wandern bis zum Wasserfall, der ist ausgetrocknet. So heiß, dieser Sommer. Felsen, Wiesenblumen. Kuhfladen. Kuhglocken. Kuh.
Dann einkehren auf der Alm, es gibt Milch, Buttermilch und Brot mit Speck oder Käse. Eine Katze, natürlich. Meine Heidi-Prägung rastet voll ein. Der Blick auf den Obersee ist unglaublich. Wir baden darin, das Wasser ist klar, so klar. Man sieht bis auf den Grund. Ich will nicht raus. Das ist der schönste Badeort meines Lebens.
Am gleichen Tag noch schnell der Obersalzberg – Dokuzentrum. Gut gemacht. Toll der O-Ton über Hitler, der sich darin gefiel, abendlich seine Entourage mit seinen Monologen zu langweilen bis sich kaum mehr jemand wach halten konnte. Außerdem Bernile, ein Mädchen, mit dem er sich regelmäßig hat ablichten lassen, Postkarten-Motiv, sie hatte am selben Tag Geburtstag wie er und war so allerliebst deutsch anzusehen. Briefverkehr bis 1938, dem lieben Onkel Hitler. Lächerliche Poser-Fotos von Hitti, sieht immer so gay aus, wenn er da am Baum lehnt oder seinen Hund neben sich hat (Gemein: Jemand hat dem Hitler seinen Hund vergiftet!).
Weiter nach Salzburg. Auf der Bahnfahrt zwei crazy Tussi-Japanerinnen, die eingekauft haben ohne Ende, Koffein-Shampoo und jede Menge Ajona-Zahnpasta, warum auch immer. Sie kruschdeln und verstauen an und um ihre Koffer und ihre Tischchen herum, bis es nervt. Dann sind sie fertig und gucken schmollmundig minirockig ratlos zwischen Koffer und Ablage hin und her, bis der Mann gegenüber ihnen die Dinger hochwuchtet. Als er sie nach oben verschafft hat, klatschen sie, die beiden. Ohmann. Augenverdreher Smiley. Ungebrochenes gender-Rollenverständnis auf höchstem Konsum-Niveau. Nix in der Birne außer Geld ausgeben und einen Mann heiraten, der welches hat. Dazu muss man ihn beklatschen, dann macht er das schon. Der Depp. In Salzburg dann wunderschönes Draußensitzen im Kiosk des Cafe Tomaselli. Ein sich überschlagender Kellner in gebügeltem schwarz weiß.
Weiter – wunderschöne Zugfahrt – nach Triest. Triest sehr schön, Mischung aus österreichisch ungarisch italienisch slowenisch spanisch, alles erinnert an alles Mögliche. Hotel super, mit Mikrowelle und Spüle, aber sehr laut. In der ersten Nacht schlafe ich mit Matratze im Bad. In der zweiten mit Ohrstöpsel. Werde ich geräuschempfindlicher?
Besichtigung des KZs in Triest. Vernichtungslager. Folterungen. Partisanen, Juden. Am Ende, in den 70er Jahren, gab es finally einen Prozess gegen zwei maßgeblich Beteiligte. Der eine starb während des Verfahrens, der andere wurde von Deutschland nicht ausgeliefert und konnte nur in Abwesenheit verurteilt werden. Ist doch schön, wenn man seinen Kindern erklären kann, dass am Ende immer die Gerechtigkeit siegt und ins Gefängnis kommt, wer Böses tut. Tapfer erklärt die Schautafel, dass der Prozess sich trotzdem gelohnt hat, weil er u.a. allen (Neo-)Faschisten zeige, dass sich dieser Quatsch auf Dauer nicht auszahlt.
Sehr besonders hier: Die Badegewohnheiten der Triester. Sie liegen auf ihrer Beton-Promenade (bei uns würde man sagen aufm Gehweg) die ganze Küste am Meer entlang. Wie die Robben. Ab und zu eine Limonata oder ein capu en bi in einem der hübschen Kioske. Sehr sehr sehr entspannt, die Triester. Es wird viel gelesen, fällt mir auf.
Sehr leckere Bäckerei. Die besten Mini-Pizzen ever.
Ausflug nach Muggia. Fast noch schöner. Sehr idyllisch, Fischerdörfchenmäßig. Wir fahren bis ans Ende der Küste, wo ein Sandstrand sein soll, da ist da plötzlich Slowenien. Mit EU-Schild.
Überall mal Plakate von amnesty: Verita per Giulio Regeni. Er wurde aller Wahrscheinlichkeit nach von den ägyptischen Geheimdiensten gefoltert und ermordet. Student, der seine Doktorarbeit über ägyptische Politik schrieb, kritische Artikel zur Regierung in Il Manifesto veröffentlichte. Hat zu ernsthaften Spannungen zwischen Italien und Ägypten geführt. Na sowas. Haben wir beide nie von gehört.
Sehr leckere Törtchen in der Pasticcheria. Die Kaffeehäuser sind gar nicht sooo doll wie überall behauptet, eher langweilig eingerichtet, San Marco ist ganz hübsch mit Buchladen, und Stella Polare schon wegen des Namens. Capu en bi ist, was man hier trinkt: Espresso macciato im Glas.
Wir gehen essen in einer kleinen Seitenstraße, sehr schick, sehr lecker. Beef Salad, Sepia Salat. Abends laufen wir auf der Piazza mal an ein paar Opernarien vorbei.
Ljubljana. Sehr nett, bisschen zu viel Rotenburg ob der Altstadt, laut T., ich finds okay. Eher Studi-mäßig. Überraschend wenig Real-Soz, sehr westlich. Rooftop Bar auf dem Wolkenkratzer von 1933 (means: 13 Stockwerke). Auch der architektonisch eher New York als Platte. Im Schwimmbad wenig los. Lange Reihen mit Umkleidekabinen, schöne alte Fotos aus den 70ern, 6 Euro Eintritt, holla. Abends fantastisches Essen im Slovenska Hisa, slowenisches Haus. Wein aus dem Karst, sehr lecker.
Toller Urlaub! Ab nach Hause. Und Angst.