Ein Lehrer ist gestorben.
Ich mochte Lehrer nicht, aber ihn, ihn mochte ich.
Sehr.
Er hat was hinterlassen in mir. Er hat mir Erfahrungen und Gedanken und Erkenntnisse geschenkt. Nein, ermöglicht. Er hat mich, zumindest ein bisschen, gesehen. Das ist mir vorher und hinterher nicht passiert. Nicht ein einziges Mal. Bei keinem anderen Lehrer.
Ich lese einen Text von ihm. Ich erkenne ihn wieder. Höre seine Stimme, erlebe noch einmal seinen feinen, melancholischen Humor. Ein zarter Mensch, einsam und verbunden, wütend und verzweifelt, manchmal eingesperrt, in seine Anständigkeit, das wiederum, wegen der Anständigkeit, ertragend.
Nach langer Krankheit. Krebs, denke ich.
Dann erfahre ich: Suizid.
Er hatte schwere Depressionen.