Juni 2017 – Weimar

Schon kein guter Start, ich und Weimar. Das AO Hostel liegt an einer menschenfeindlichen Zufahrtsstraße mit Druckampel zwischen Tanke und McDonalds und ist natürlich hässlich. Es hat keine oder eine zu gut versteckte Rampe für den Koffer, und braucht ne geschlagene halbe Stunde in der Schlange, bis es mir sagt, dass ich noch nicht einchecken kann.

In Weimar drin dann alles auf einem Platz: Goethe und Schiller Weimarer Verfassung Bauhaus Museum – alles kondensiert auf einem Haufen, einem Deutsche-Kultur-Haufen. Drumrum die übliche Mischung deutsche Fußgängerzone, hier mit einem Ost-spezifischen Schlag interpretiert: Arschgeweihe, Kulturtouristen, Roma, Kram-Discounter, Oma-Cafés, Pizzeria Romantica, Adipositas-Familien, Rollatoren, Hightech-Ausflugs-Radler, Rostbrat-Wurstebuden, Jung-Nazis als wär nix dabei, AfD-Nazis als wär nix dabei, ein paar Studenten, kaum Migranten, ein Junggesellenabschied, Goethe und Schiller als Salzstreuer im Souvenir-Shop, ein paar schöne Häuser, ein paar hässliche, ein sozialliberales Kulturzentrümchen, ein wohlsortierter Park. Im Hintergrund dräut Buchenwald.

Im Bauhaus Museum erfahren wir, dass die Bauhausianer von Anfang an zu kämpfen hatten mit der Stadt. Das ganze moderne Hippiezeug, das ganze arme Künstlergesocks, das kein Geld hatte und entscheiden musste, ob der Ofen angemacht wird, um zu heizen oder Keramik zu brennen, die jungen Mädels, die kamen, um zu studieren, das war der Mehrheit der Weimarer alles ein Dorn im Auge. Wir wissen, wies ausging. Die Stadt, die heute von all dem profitiert, macht auf mich nicht den Eindruck, als hätten ihre Einwohner  G und S gelesen, wären je im Bauhaus Museum gewesen oder nach Buchenwald gefahren, außer mal mit der Schuuullee Augeverdrehsmiley. Kultur steht rum und ist für die Aushäusigen. Die würden das Bauhaus wieder vertreiben, genau wie damals.

Muss ich nicht mehr hin. Nach Weimar.