ich bin ein großer fan von selbstgesprächen. ich unterhalte mich wirklich sehr gerne mit mir. das einzige, was mich dabei stört, sind die anderen.
wenn ich auf der straße lang laufe, und das tue ich oft und gerne, dann rede ich gerne vor mich hin. da bin ich so im flow, da fließts. ich diskutiere mit anderen, vervollständige situationen, lache, vor allem aber wüte ich vor mich hin. kommen andere vorbei, wird’s peinlich, wobei mir das mit zunehmendem alter zunehmend egal ist. ich hoffe immer nur, dass niemand dabei ist, den ich kenne, denn das macht mir bis jetzt immerhin noch was aus.
neulich mal wieder: ich spreche beherzt vor mich hin, fühle mich gestört, weil mir jemand entgegen kommt – in solchen fällen senke ich die stimme oder verstumme kurz, und setze wieder ein, kaum ist die person an mir vorbei. in berlin kommt ja dauernd jemand vorbei, das nervt dann manchmal so, dass ich nicht die klappe halte, man will ja nicht dauernd unterbrochen werden, wenn man gerade im gespräch ist. red ich also weiter wie gehabt. wenn ich jemanden schon von etwas weiter sehe, halte ich manchmal zur Tarnung die hand ans ohr und mache kurz mhm, ja, mhm – dann denken manche noch, ich halte ein handy ans ohr oder hab nen kopfhörer drin, (bild ich mir ein, dass die das denken) – jedenfalls, ich bin gerade in fahrt, keine lust, die klappe zu halten, ich rede weiter und im vorbeigehen sehe ich, scheiße, den kenn ich. er guckt pikiert. ein netter mensch, grüßt aber besser nicht, man möchte ja auch nicht stören, ich versteh schon. man möchte ja auch niemanden beschämen, das ist nett, danke.
ich stell mir vor, wie er es anderen erzählt: neulich hab ich die auf der straße gesehen, da hat sie vor sich hingeredet. naja, er weiß ja, dass ich schreibe, solche leute ham ja gern mal ein bisschen kopfkino am laufen. wie gesagt, je älter ich werde und je mehr ich meine selbstgespräche genieße, umso mehr bin ich bereit, zu akzeptieren, dass ich ne verrückte alte bin.
ich erinnere mich, dass mein vater mal angesichts einer passantin, die vor sich hinlächelte, gesagt hat: das könnte ich nicht. das fand ich interessant. hätte ich nicht gedacht, dass für ihn diese kontrolle im sozialen raum so ne rolle spielt. wie unterschiedlich man das wahrnimmt. herrndorf hat das auch irgendwo geschrieben, dass er, wenn er mit der ubahn falsch ausgestiegen ist, irgendwas macht, um das zu vertuschen. ist mir scheißegal, ich geh einfach auf die andere seite und steig in die andere ein. das ist ne großstadt, das verliert sich, denke ich mir, mich registriert sowieso keiner.
außerdem, mit irgendjemand muss man ja reden.