April 2015 – Laktose

Jetzt gehöre ich auch zu diesen Tussis! Die im Cafe nach laktosefreier Milch fragen. Die im Supermarkt jedes Produkt umdrehen, und misstrauisch die Zutatenliste beäugen. Ich HASSE diese Vergiftungs- Anorexiehaltung, so viele Jahre hat es mich gekostet, das abzutrainieren! So viele Jahre hat es mich gekostet, gern zu essen, den Supermarkt als Schatzkiste zu sehen, in der ich mich bedienen, in der ich tun und lassen kann, was ich will, ein saftiger Ort, der Spaß macht, Lust macht, Impulse zulässt, ein Ort an dem ich den Arm ausstrecken kann, nach etwas greifen kann, mit meinen Händen, weil ich es haben will, weil ich Bock! drauf habe, und es mir zueigen machen kann. Inzwischen auch mal was nehmen kann, was eigentlich schwachsinnig teuer ist. Hart erarbeitet, glücklich etabliert, das Essen als Genuss, als positive Verbindung zum Leben in den letzten 10, 15 Jahren. Und jetzt das. Ich bin frustriert. Wenn alles scheiße ist, sage ich, sagt man: Wenigstens war das Wetter gut oder wenigstens war das Essen lecker!

Joghurt, Käse, Milchkaffee, Kekse, Schokolade, Chips, alles voller Lactose. Nicht mehr, was will ich essen, worauf hab ich Lust, sondern: was kann ich essen, was darf ich essen. Und dann dieses eingeschriebene Konzept des „Sündigens“ – kannst ja was essen mit Lactose, aber dann büßt du, mit Schmerzen. (Wie leicht dreht sich das ins Perverse, wird katholisch, nicht der Genuss ist der Genuss, das Sündigen wird zum Genuss,  das Büßen, das schlechte Gewissen, die Bestrafung.) Zu sehr ist mir das der ewige Kampf der Essgestörten, ihrem inneren Schweinehund, eine ständige Ebene im Hirn.

ein paar Tage später: Fructose-Test.

Positiv.

what the fuck, universe?