Januar 2015 – Fernweh

Am ersten Abend des neuen Jahres gehe ich ins Kino (Am. Indep. Filmfestival, Babylon Mitte).

Zwei Rentner in Island. Beide natürlich ein bisschen angeschlagen, vom Alter im allgemeinen, vom Renteneintritt, der kürzlichen Scheidung im besonderen. Jeder auf seine Weise, melancholisch der eine, bacchantisch der andere. Wer könnte das nicht verstehen.

Der Film ist ein bisschen schwach auf der Brust, aber das macht nichts, man lehnt sich zurück und guckt Island. Karstige Landschaften, Irland kommt mir in den Sinn, ohne je da gewesen zu sein (ist ja auch nur r und s vertauscht), viel Wasser, Kälte, Diesigkeit, Dunkelheit, Greyness, aber auch saftiges Grün, selbsttätige Erde, kletternde, mit Fell bepackte, dampfatmende Tiere.

Ich kriege Fernweh.

Fernweh ist das Heimweh der Heimatlosen.

Die Endjahresbilanz fällt eher trocken aus. Mutig gewesen, nicht belohnt worden. Geld verlangt, nicht bekommen. Neue Jobs versucht, nicht bekommen. Im Ausland gewesen, zurück gekrochen.

Also gut, Leben, Universum, machen wir einfach weiter, ohne was zu wollen. Wenn es das ist, was du willst.

Und hauen ab, büchsen aus, tauchen ab, drunter weg, schlagen Schnippchen, so oft es geht. Denn Glück gab’s im Urlaub.